Samstag, 26. Mai 2012

3. bundesweite Kundgebung gegen Missbrauch in Hagen zieht viele Menschen in den Bann (Interview-Beitrag)


(Dietmar Laatsch) Bodie-Henryk Ambrusch hatte zur 3. Kundgebung auf den Hagener Friedrich-Ebert-Platz eingeladen. "Es tut sich etwas und es hat sich etwas getan, aber es reicht noch nicht", so sein Statement. Da sind noch viele offene Baustellen. Wo macht z.B. die Politik ihre Arbeit. Die Gesetze reichen nicht, Täter werden noch zu lasch bestraft. Dabei geht es nicht um die Todesstrafe. Diesem Plädoyer schlosssen sich alle Beteiligten an. Aber die Strafen müssen der Tat entsprechen, ein Menschenleben ist zerstört. Noch immer stimmt die Statistik traurig, über 80% sind Taten innerhalb von Familien. Und viele Betroffene, das Wort Opfer ist hier nicht immer treffend, schweigen erst einmal selber. Dann äußern sie sich auf unterschiedliche Art und Weise. 


"Es gibt einfach keine klaren Anhaltspunkte für Missbrauch an Kindern und Jugendlichen", so Malte Meißner, Psychologe bei der "Kinderschutzambulanz", die von der Diakonie Mark-Ruhr finanziert wird und mit der Ev. Jugendhilfe Iserlohn zusammen arbeitet. Verhaltensauffälligkeiten können, müssen aber nicht Missbrauch als Ursache haben. 


Dieselben Erfahrungen haben auch Ulrike Giernalczyk und Mia-Fay Minoris vom Verein "Raphael". Seit 10 Jahren kümmert sich diese Vereinigung ebenfalls um Betroffene, aber auch Angehörige. Die Inanspruchnahme richtet sich ganz nach den Erfordernissen. Das unterstreicht auch Malte Meißner, "die individuelle Geschichte muss auf jeden Fall entsprechend berücksichtigt werden". 


Am Rande dann auch Gruppen deren Engagement ebenfalls diesem Thema gilt. Da ist die O.A.S.E. - die Betroffenen Hilfen an die Hand geben möchte. Die gut 100 Mitglieder haben sich über das soziale Netzwerk "facebook" kennen gelernt. Die O.A,S.E mit ihrer designierten Vorsitzenden Eve Araque Jiminez will demnächst als eingetragener Verein noch effektiver für Betroffene und Angehörige eine Anlaufstelle sein. 


Ebenfalls über "facebook" läuft die Aktion "Augen auf". Hier war der Aufreger die Tatsache, das ein Täter auch noch eine Entschädigung erfolgreich einklagen konnte, während das Opfer im Regen stehen blieb. Es sind ganz normale Bürger, denen dieses Thema unter den Nägeln brennt und die nicht mehr tatenlos zuschauen wollen. "Die Vereinsgründung wird auch hier angestrebt", so Conny Birnie, die das Forum heute öffentlich vertrat. 


Auch B.A.C.A.A. e.V. ist eine solche Organisation. Thomas Altmann konnte von einem hochaktuellen Fall berichten. "Wichtig ist, die Beziehungsebene darf keinen Schaden nehmen. In diesem Fall glaubten die Eltern ihrem Kind und so konnten die notwendigen Schritte der Hilfe für das Kind aber auch gegen den Täter eingeleitet werden." Der Verein gibt Hilfen, aber nur dann und soweit es der Betroffene auch selbst will", das ist ein wichtiger Baustein im Konzept. Thomas Altmann bittet, "schauen sie hin, wenn ein Kind angequatscht wird. Es geht nicht um direktes Eingreifen, aber um das Signal, du bist jetzt nicht allein." 'Auch diese ganz normalen engagierten Bürger sind nicht für die Todesstrafe, aber für eine konsequentere Justiz. 


Das Schweigen gebrochen hat Sabine Pahlke, die auf der Bühne ihren Gedanken freien Lauf ließ, die dankbar ist, "dass die Familie immer hinter ihr stand und sie jetzt einen Partner hat, der sie einfach nur hält, wenn die alten Sachen hochkommen." Betroffene brauchen keine Bevormundung, kein falsches Mitleid, aber viel Unterstützung. Das Buch, in dem sie ihre Geschichte verarbeitet wird wohl bald fertig sein. Das ist ihre Art zu sprechen. 


Musik gab es auch reichlich. Für diese Veranstaltung traten Mike Al Becker und seine Band kostenlos auf. Mit kraftvollem Deutschrock unterlegt, erzählt der im Rolli sitzende Sänger Geschichten aus dem Leben und holt auch eine andere Randgruppe ab, die Behinderten. 


Sascha Berger, Schlagersänger aus dem Ruhrpott, war ebenfalls dabei und fand in Hagen eine begeisterte Zuhörermenge. Gern hätten die alten und neuen Fans mehr von ihm gehört, doch der Zeitdruck ließ es diesmal nicht zu. Durch das Programm führte locker Hans Leicher, erfahrener Radio- und Eventmoderator. 

Zu danken gab es auch genug Grund. Viele kleine und große Geldspenden kamen den Organisationen "Raphael" und "Kinderschutzambulanz" zugute. Auch Künstler befassen sich ja mit diesen Themen. Bilder und eine Plastik wurden ebenfalls überreicht. Auf der Liste der Genannten an die der Dank am heutigen Tag ist, stand auch der Name von OB Jörg Dehm und Peter Mook aus dem Amt des Oberbürgermeisters in Hagen. Das Rathaus war ja bis heute Ausstellungsort für Bildern von "Missbrauchs-Opfern". Es gibt noch viel zu tun, die Gesellschaft, Politik, Justiz, Ärzte, Hilfsorganisationen müssen noch offensiver mit der Thematik umgehen. Das Schweigen ist gebrochen, aber Grund aufzuhören und sich auszuruhen, sieht der Initiator Bodie-Henryk Ambrusch keineswegs. Er bereitet ab sofort die nächste große Aktion vor. Heute stimmte alles, das Wetter und das Programm. Das Schweigen wurde wieder ein wenig mehr gebrochen.   
Alle Interviews: Dietmar Laatsch

Das Schweigen brechen - 3. Kundgebung gegen Missbrauch zieht viele Menschen in den Bann

(Dietmar Laatsch) Bodie-Henryk Ambrusch hatte zur 3. Kundgebung auf den Hagener Friedrich-Ebert-Platz eingeladen. "Es tut sich etwas und es hat sich etwas getan, aber es reicht noch nicht", so sein Statement. Da sind noch viele offene Baustellen. Wo macht z.B. die Politik ihre Arbeit. Die Gesetze reichen nicht, Täter werden noch zu lasch bestraft. Dabei geht es nicht um die Todesstrafe. Diesem Plädoyer schlosssen sich alle Beteiligten an. Aber die Strafen müssen der Tat entsprechen, ein Menschenleben ist zerstört. Noch immer stimmt die Statistik traurig, über 80% sind Taten innerhalb von Familien. Und viele Betroffene, das Wort Opfer ist hier nicht immer treffend, schweigen erst einmal selber. Dann äußern sie sich auf unterschiedliche Art und Weise. 

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