Die erste Hälfe war gut, doch am Ende wurde es noch deutlich: Phoenix Hagen
unterlag in einem Spiel der Beko BBL gegen den Tabellenzweiten ratiopharm
ulm mit 61:87 (27:37). 2.969 Zuschauer in der ENERVIE Arena sahen nach dem
Wechsel eine beeindruckende Ulmer Mannschaft, die extrem sicher traf und in
John Bryant den überragenden Akteur aufs Parkett schickte.
Die angeschlagenen Davin White und Tristan Blackwood konnten für die
Feuervögel auflaufen. Dafür setzte Brandon Brooks aus. Phoenix war von
Beginn an hellwach. Defensiv präsentierte sich das Team von Ingo Freyer
bärenstark. Mit hoher Intensität ließen den Hagener den Gegner aus Ulm
nicht zu seinem Spiel finden. Phoenix dominierte zunächst den Rebound und
spielte auch offensiv ansprechend. Immer wieder attackierten die Gastgeber
den Korb und legten gut auf die Schützen ab. Mangelhaft war lediglich deren
Trefferquote. Zudem ging, teils übermotiviert, der eine oder andere Ball
verloren.
Nach Zuspiel von Bernd Kruel vollendete Adam Constantine per Alley-oop zum
19:14 (13.). Doch während Hagen seine Würfe einfach nicht traf, versenkte
Sebastian Betz auf der Gegenseite einen Dreier für Ulm zum 23:19 (15.).
Auszeit Hagen. Gäste-Center John Bryant wurde jetzt immer dominanter.
Phoenix blieb aber im Spiel, verkürzte durch Tristan Blackwood auf 27:31
(18.).
"So richtig blöd“ verliefen dann die Schlusssekunden der ersten Hälfte.
Steve Esterkamp traf einen Dreier zum 34:27. Auf der Gegenseite schloss
Phoenix etwas zu schnell ab, scheiterte und ließ Ulm so einige wenige
Sekunden zum Gegenschlag. Mit der Schlusssirene versenkte Esterkamp einen
Dreier aus der Drehung, der auch bei einem Kunstschützen normalerweise nur
mit viel Beistand von oben sein Ziel findet. Ulm ging mit einem
37:27-Vorsprung in die Pause – und keiner wusste so recht, warum. Phoenix
hatte die Partie absolut offen gestaltet, den Rebound knapp gewonnen
(19:18) – allerdings auch nur einen von elf Dreierversuchen getroffen.
Die Esterkamp‘schen Wirkungstreffer erhielten unmittelbar nach dem
Wiederbeginn weitere Nahrung. Isaiah Swann stopfte den Ball zum 39:27 durch
den Ring. Es passierte, was im Sport so häufig passiert: Die Mannschaft,
die oben steht, hat plötzlich eine breite Brust. Das Kellerkind hingegen
hegt Selbstzweifel. Noch einmal keimte Hoffnung auf, als Davin White auf
32:41 verkürzte (22.). Ein weitere Dreier von Esterkamp zum 49:34 ließ die
ENERVIE Arena allerdings abrupt verstummen. Ulm konnte defensiv eine
Schüppe drauflegen und traf traumwandlerisch sicher aus der Distanz. 14 von
26 Dreiern fanden ihr Ziel.
Und dann war da auch noch Ulms Center John Bryant. Das 2,13 m große
Schwergewicht zeigte seine eigene Interpretation der physikalischen
Grundgesetze: Masse ist von Hause aus ganz und gar nicht träge, verdrängt
aber relativ eindeutig weniger Masse. Es war beeindruckend, mit welcher
Leichtigkeit und welcher brachialen Dominanz zugleich der Amerikaner seine
Gegenspieler beherrschte und durch die Zone schob. Letztendlich fiel der
Ulmer Sieg mit einem 87:61 überaus deutlich aus, ohne dass Phoenix Hagen
wirklich schlecht gespielt hätte. Dazu war die erste Hälfte zu stark. Aber
die harten Fakten sagen auch: Binnen zehn Minuten und ein paar Sekunden
verloren die Hagener 22 Punkte auf den Gegner – von 27:31 (20.) bis zum
40:66 (30.).
Trainerstimmen:
Ingo Freyer: "Glückwunsch an Ulm. Sie sind nicht umsonst Zweiter. Die erste
Hälfte von uns war ganz stark, vor allem defensiv. Wir haben Ulm die
Stärken weggenommen. Aber sie haben eine Granate wie John Bryant, der viel
kompensiert hat. Er und die beiden Dreier von Esterkamp am Ende der ersten
Hälfte haben Ulm Selbstvertrauen gegeben. Letztendlich haben die Dreier und
Bryant uns das Genick gebrochen. Wir müssen aus der ersten Hälfte positive
Lehren ziehen und uns entwickeln. Es werden bald Spiele kommen, in denen
wir unsere Chance bekommen."
Thorsten Leibenath: "Ich bin froh, dass wir hier gewonnen haben. Ganz
besonders freue ich mich für Per Günther. Die erste Hälfte haben wir
verschlafen, Hagen hatte mehr Energie. Das zeichnet das Team aus. Unser
Vorsprung zur Pause war etwas glücklich. In der zweiten Hälfte haben wir
dann intensiver verteidigt und die Dreier sind gefallen. Wir waren sicher
etwas ausgeruhter, weil die Hagener am Mittwoch gespielt haben. So konnten
wir die Partie souverän nach Hause bringen. Es war eine gute
Mannschaftsleistung."
Phoenix Hagen: Jonusas (18/2), Carter (11/1), Blackwood (9/1), White (8),
Constantine (6), Hasquet (4), Kruel (3), Seward (2), Spohr.
ratiopharm ulm: Bryant (19, 12 Reb.), Swann (15/3), Esterkamp (15/5),
Nankivil (11/2), Watts (6), Trice (6/2), Günther (5), Mason-Griffin (3/1),
Betz (3/1), Buntz (2), Oladipo (2).
Zuschauer: 2.969
Stationen: 6:6 (5.), 15:13 (10.), 19:23 (15.), 27:37 (20.), 34:53 (25.),
40:66 (30.), 52:74 (35.), 61:87 (40.)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen