Allerdings macht mich die mediale Berichterstattung der vergangenen Tage recht nachdenklich. Es scheint, als ob die unverantwortlichen Aktionen der Salafisten für manche Medien eine zentralere Bedeutung einzunehmen, als die provozierenden Auftritte der rechtsextremen und rassistischen so genannten Bürgerbewegung „Pro NRW“. Es scheint, als ob vor allem diejenigen Berichte über die Auftritte besondere mediale Aufmerksamkeit erfahren, die sich dadurch auszeichnen, dass der berechtigte friedliche und zivile Protest durch gewaltsame Ausschreitungen begleitet wird. Das ist nicht nur schade – das ist für mich viel zu kurz greifender Journalismus. Die Ausdrucksformen für diese Form der Berichterstattung sind vielfältig. Einen Ausdruck dafür finde ich in den Berichten der Hagener Presse über die Aktionen gegen den Auftritt der Rechtsradikalen in Hagen am 7.5.2012.
So ist nicht zu überlesen, dass der massive Einsatz der Polizei an diesem Tag dafür angeführt wird, dass es nicht zu Ausschreitungen gekommen sei. Unabhängig davon, dass dies eine der Aufgaben der Polizei ist – und dieser am Dienstag weithin gut gelöst worden ist und dies auch durch die Veranstalter anerkannt wurde. Der Polizeieinsatz war nicht die Basis für den friedlichen und kreativen Protest, weder in der Moschee zu dem die beiden Moscheen und der DGB eingeladen hatten, noch bei der Kundgebung, die durch die DGB-Jugend organisiert worden war. Die Basis war die gemeinsame Verständigung vieler Menschen und Institutionen an diesem Tag gemeinsam Zivilcourage in friedlicher Weise zu zeigen und den rechten Kräften ein deutliches „Unwillkommen“ in unserer Stadt aufzuzeigen.
Die Aussage „Pro Toleranz – Contra Rassismus“ sollte dies ebenso für Hagen auf den Punkt bringen, wie die damit geöffnete Perspektive mehr und besser miteinander ins Gespräch zu kommen. Damit ist nicht nur Protest gegen Rechts, sondern sind vor allem Akzente gesetzt worden, um mehr miteinander und besseres kennen lernen auf den Weg zu bringen. Dazu hat der 7.5. einen Beitrag geleistet – und das ist gut so. Das dazu im Vorfeld der Veranstaltungen Diskussionen stattfinden mussten ist und war unausweichlich. Nun sollten wir daran anknüpfen und einen Beitrag leisten, der dem Miteinander entspricht und letztlich mithilft den Nährboden rechtsextremer Politik zu entziehen und die Chancen für Toleranz aufgreift, um sie in die ganze Gesellschaft zu tragen.
Auf dieser Basis sind dann auch Debatten um unterschiedliche kulturelle und religiöse Vorstellungen weiter zu führen. Nicht Gegen- oder Nebeneinander sondern Miteinander in einer bunten Stadt."
Jochen Marquardt
DGB Stadtverbandsvorsitzender
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