Mittwoch, 3. Oktober 2012

BBL: Phoenix unterliegt Gießen


Alles war bereitet, doch der Schlussakkord klang traurig. Phoenix Hagen
verlor das Auftaktspiel der Beko Basketball Bundesliga-Saison 2012/2013
gegen die LTi GIESSEN 46ers mit 68:73 (31:35). Vor 3.145 Zuschauern in der
ausverkauften ENERVIE Arena scheiterten die Feuervögel vor allem an ihrer
eigenen Offensive.

Dabei war der Rahmen geradezu festlich. Das Philharmonische Orchester Hagen
spielte zehn Minuten vor Spielbeginn die neue Phoenix-Hymne und erntete
donnernden Applaus. Die Mannschaftsvorstellung mit Videos auf den
Leinwänden und auf den neuen LED-Banden war besonders stimmungsvoll, weil
sie von einer ganz besonderen Fan-Aktion begleitet wurde. Ein 200 m² großes
und 30 kg schweres Transparent mit der Aufschrift „Macht euch bereit für
die Ische-Hölle“ und viele gelbe und blaue Fahnen fügten sich zu einer
fantastischen Choreografie zusammen.

Gute Voraussetzungen für ein tolles Spiel eigentlich – doch der Beginn
wirkte gleich sehr verkrampft. Phoenix verteidigte gut, fand offensiv aber
keinen Rhythmus. Über drei Minuten blieb die Partie punktlos, bevor Ryan
Brooks Gießen mit 2:0 in Führung brachte. Hagen versuchte es vornehmlich
aus der Distanz, aber ohne jeden Erfolg. Besser wurde es, als Larry Gordon
von der Bank kam. Er gefiel insgesamt mit einer guten Schussauswahl und
vielen Rebounds. Ein überschaubares 12:12 stand nach zehn Minuten auf der
Anzeigetafel. Dafür angelte sich Phoenix rekordverdächtige 17 Rebounds –
wohlgemerkt ebenfalls im ersten Viertel.

Die Partie blieb eng im zweiten Abschnitt. Als Phoenix einzunicken drohte,
stellte Davin White den Wecker mit einem spektakulären Baseline-Dunking
inklusive Foul. Es stand 21:21 (16.). Und die Stopf-Therapie schien zu
wirken. David Bell traf endlich einen Dreier zum 24:24. Es war der erste
Erfolg im elften Team-Versuch! Zwei oder drei kleine Unachtsamkeiten der
Feuervögel zum Ende der ersten Hälfte bescherten Gießen um die starken Ryan
Brooks und LaQuan Prowell trotzdem einen knappen 35:31-Vorsprung zur Pause.

Alles sollte jetzt besser werden. Oder doch nicht? Aus der Kabine kamen die
Gäste eindeutig wacher zurück – und vor allem aggressiver. Phoenix warf
weiter aus der Distanz und blieb ohne Erfolg. Die Überlegenheit beim
Rebound ging in dieser Phase auch verloren. Gießen nutzte diese Schwächen
jetzt konsequent aus und setzte sich bis auf 50:35 ab (25.). Hagen war
einfach zu oft den „berühmten Tick“ zu spät dran. Vor allem gelang den
Gastgebern zu keinem Zeitpunkt richtiger Lauf. Dazu war die Wurfquote
einfach zu schwach und auch Ballgewinne und damit verbundene Fastbreaks
blieben aus. 

Trainer Ingo Freyer setzte nun auf eine kleine Formation und hatte damit
Erfolg. Larry Gordon, bester Hagener an diesem Abend, brachte sein Team per
Korbleger auf 52:57 heran (31.). Es wurde laut in der ENERVIE Arena, doch
die Gäste präsentierten sich weiter ausgesprochen ballsicher und zeigten
eine weitere Qualität: Sie machten die „Big Points“, gerne auch mit Ablauf
der Schussuhr. Dennoch: David Bell schloss einen der wenigen Hagener
Schnellangriffe zum 61:62 ab (36.). Zwei Szenen nur wenig später waren aber
symptomatisch für diesen Abend: Larry Gordon verkürzte aus der Distanz auf
64:66, Phoenix verteidigte im Anschluss gut und kassierte mit Ablauf der
24-Sekunden-Uhr dennoch einen Dreier von Jimmy Baxter zum 64:69 (38.). Bis
auf 68:71 kam Hagen eine halbe Minute vor dem Ende noch einmal heran; den
Rest erledigte Gießen dann von der Freiwurflinie.

Es war ein Abend der besonderen Zahlen. Phoenix traf nur 27 seiner 75 Würfe
(Gießen: 30 von 72); Phoenix gewann den Rebound mit 51:42. Den Gegner auf
73 Punkten zu halten, so bemerkte Ingo Freyer im Anschluss zu Recht, ist
nicht eben schlecht. Fünf von 27 Dreiern zu treffen hingegen schon. Und so
blieb am Ende die banale Phrasenschwein-Weisheit: Wer nicht trifft,
verliert.

Trainerstimmen:

Ingo Freyer: “Wir haben gut verteidigt zu Beginn und die Spielzüge der
Gießener gestoppt. Ich war allerdings sehr überrascht, wie schlecht wir
geworfen haben. Unsere drei Stützen Adam Hess, Davin White und David Bell
haben von 18 Dreierversuchen nur einen getroffen. Dann ist es schwer für
uns, regelmäßig zu scoren. 73 Gegenpunkte sind okay, das Problem war heute
unsere Offensive. Daran müssen wir arbeiten. Wir müssen die Emotionen auf
anderen Wegen hochhalten, wenn wir nicht treffen. Gut, dass wir schon in
drei Tagen wieder spielen.“

Mathias Fischer: „Es war heute mein erstes Bundesliga-Spiel. Natürlich
kenne ich Hagen noch von früher. Die Stimmung ist fantastisch, es war sehr
laut. Es ist uns sehr gut gelungen, den Ball zu bewegen und den freien
Spieler zu finden. Wir haben mit 15 Punkten geführt, dann hatten wir einen
Einbruch. Das hat mir nicht gefallen. Am Ende haben wir gut exekutiert,
darum haben wir gewonnen. Ich bin sehr froh, mit einem Auswärtssieg
gestartet zu sein.“

Phoenix Hagen: Gordon (20/4, 12 Reb.), Bell (12/1), White (11), Lodwick
(8), Hess (6), Gregory (5), Kruel (2), Wendt (2), Schoo (2).

LTi GIESSEN 46ers: Brooks (25/1), Prowell (16/2), Harris (13/2, 9 Ass.),
Baxter (10/1), Ortner (9, 15 Reb.), Fields, Faßler, Spohr, Weiser.

Stationen: 4:4 (5.), 12:12 (10.), 18:19 (15.), 31:35 (20.), 35:50 (25.),
47:57 (30.), 59:62 (35.), 68:73 (40.).

Zuschauer: 3.145 (ausverkauft)

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