Die Silvesterfete war bestens vorbereitet, nur Mitternacht wollte es einfach nicht werden. Die 101:103 (52:48)-Niederlage von Phoenix Hagen gegen die Telekom Baskets Bonn verhagelte einem Großteil der 3.145 Zuschauer in der ausverkauften ENERVIE Arena den Heimweg. Dabei führten die Gastgeber vier Minuten vor dem Ende noch mit 98:87.
Der Rahmen stimmt wirklich am vorletzten Abend des Jahres. Die Fans aus beiden Lagern sorgten schon vor Spielbeginn für eine tolle Atmosphäre. Bonn eröffnete „klassisch“. Point Guard Jared Jordan setzte immer wieder Center Jonas Wohlfarth-Bottermann in Szene, der die ersten zwölf Baskets-Punkte im Alleingang besorgte. Mit zunehmender Zeit kontrollierte Phoenix aber den Rebound und konnte die Partie über Schnellangriffe ausgeglichen gestalten (15:15, 5.). Das Bonner Spiel war bis dahin einfach und effektiv – und brachte der Mannschaft von Mike Koch wieder einen 29:22-Vorsprung.
Jetzt kam der Phoenix-Express aber erstmals so richtig ins Rollen. Ein 10:0-Run mit Dreiern von Ole Wendt und Adam Hess stellte die Partie auf 32:29 (12.). In einem schnellen und attraktiven Spiel war Bonn sehr darum bemüht, die Größenvorteile unter den Körben ausnutzen. Als dann auch noch Benas Veikalas aus der Distanz traf, führten die Baskets wieder mit 41:36 (16.). Ein Ballgewinn mit anschließendem Dunk von Adam Hess und ein Dreier des blendend aufgelegten David Bell brachten Phoenix bis zur Pausensirene aber einen 52:48-Vorsprung zurück.
Das dritte Viertel stand im Zeichen der Distanzwerfer. Mark Dorris und David Bell bauten die Führung von der Dreierlinie auf 68:57 aus. Phoenix neigte in dieser Phase allerdings dazu, etwas zu überdrehen. So kam Bonn durch David McCray auf 71:68 heran (27.). Hagen kontrollierte die Partie dennoch, traf stets im richtigen Moment einen Dreier und war ganz stark beim Offensivrebound. Larry Gordon vollendete ein Dreipunktspiel zum 92:80 (34.). Als bei den Gästen viele Köpfe unten waren, übernahm Jared Jordan. Der kleine Aufbauspieler ging nun voran, nahm jetzt auch selbst Würfe und hielt sein Team halbwegs im Spiel.
Dennoch: Als David Bell vier Minuten vor dem Ende mit seinem sechsten Dreier zum 98:87 traf, schien das Schicksal der Baskets besiegelt. Das dachten sich allerdings wohl auch die Hagener Akteure. Die Intensität im eigenen Spiel ließ nach – und Bonn packte diese Gelegenheit beim Schopf. Hagen spielte in der Offensive dir Uhr herunter, stand defensiv nun oft einen halben Schritt zu weit weg und verpasste es, den „Touch“, den die Gäste nun hatten, durch eigene erfolgreiche Freiwürfe oder kleine Fouls aus dem Gleichgewicht zu bringen. Beim Stande von 101:95 versenkte Kyle Weems einen Dreier zum 101:98. Larry Gordon verlor den Ball anschließend an der Mittellinie und der auffällige Robert Vaden beschloss den folgenden Schnellangriff inklusive Foul. 27 Sekunden vor dem Ende stand es urplötzlich 101:101.
Nach einer Auszeit lag die Verantwortung auf den Schultern von David Bell. Der Hagener Guard zog acht Sekunden vor dem Ende zum Korb, Bonn holte den Defensivrebound, lief einen Schnellangriff, vertendelte den Ball fast – um ihn in der Schlusssekunde doch noch in die glücklichen Hände von Kyle Weems zum bekommen, der den Ball zum 101:103 in den Korb legte. Die halbe Sekunde, die auf der Uhr verblieben war, brachte den verdatterten Hagenern nichts Gutes mehr. Am Ende war es ein Traum in Magenta, geprägt von einem mutigen Auftreten bis zum Ende und von dem nötigen Glück.
Trainerstimmen:
Ingo Freyer: „Wie kann man so ein Spiel am Ende noch mit zehn Punkten verlieren? Durch Dreier, durch Ballverluste und durch Dreipunktspiele. Das wussten wir vorher. Wir waren da nicht aggressiv genug. Wir haben unnötige Fouls begangen. Aber das alles war uns klar, wir hätten es nur umsetzen müssen. Es lag am Ende nicht an einer Aktion, sondern am Willen, die Partie entschlossen abzuschließen. Von den Playoffs muss hier niemand sprechen. Wer solche Spiele verliert, kann sich nicht in diese Richtung orientieren. Insgesamt haben wir bisher eine gute Saison gespielt. Aber so eine Partie darfst du nicht abgeben.“
Michael Koch: „Ich kann mich gut in die Hagener hereinversetzen, es war ein Abbild unseres Spiels gegen Tübingen. Heute hat sich nur das Ergebnis für uns gedreht. Hagen hatte das Spiel im Griff. Manchmal ist es nur eine Aktion, die einer Partie die Wende gibt. Wir haben letztlich die ‚Big Shots‘ getroffen. Wir haben am Ende die richtigen Entscheidungen getroffen und glücklich gewonnen.“
Phoenix Hagen: Bell (31/6), White (21/2), Hess (17/1, 13 Reb), Gordon (13/2), Dorris (12/2), Kruel (3), Wendt (3/1), Gregory (1), Lodwick.
Telekom Baskets Bonn: Wohlfarth-Bottermann (23, 12 Reb), Vaden (22/3), Weems (16/1), McCray (13),Veikalas (10/3), Jordan (9/1, 13 Ass.), Ensminger (8), Thülig (2), Mangold.
Zuschauer: 3.145 (ausverkauft)
Stationen: 15:15 (5.), 24:29 (10.), 36:36 (15.), 52:48 (20.), 71:64 (25), 82:75 (30.), 95:87 (35.), 101:103 (40.).