Sonntag, 13. Januar 2013

Phoenix weiter als Auswärtsmonster unterwegs

Die beste Medizin gegen Langeweile heißt Phoenix Hagen. In den letzten zweieinhalb Minuten holten die Feuervögel bei den LTi GIESSEN 46ers einen 11-Punkte-Rückstand auf, kämpften sich in die Verlängerung und siegten am Ende mit 105:98 (88:88, 46:45). Überragender Mann in der Schlussphase war David Bell, dem insgesamt 28 Zähler gelangen.

Gießen konnte nicht auf Forward Jeff Bonds zurückgreifen, dessen Vertrag aufgrund der angespannten finanziellen Lage nicht verlängert wurde. Dafür war Aufbauspieler Dijuan Harris, der gegen Frankfurt mit einer Schulterverletzung ausschied, wieder einsatzfähig. Phoenix kam eigentlich gut in die Partie, erlaubte sich aber Konzentrationsfehler. „Alle waren sofort voll da, aber wir haben leichte Bälle abgegeben und sind darum nicht davongezogen“, so Trainer Ingo Freyer. Gießen nutzte dies zu einer 11:7-Führung  (5.). David Bell drehte die Partie zwar per Distanzwurf zum 12:11 vorübergehend, doch sieben Ballverluste im ersten Viertel und fünf vergebene Freiwürfe nacheinander waren zu viel. Über den sehr aktiven Jasmin Perkovic setzte sich Gießen bis auf 25:18 ab (11.).
Wirklich rund lief es auch im zweiten Viertel nicht. Die Gäste legten jetzt aber beim Rebound zu und gestalteten die Partie jederzeit eng. Larry Gordon verkürzte auf 27:26 (15.). Insbesondere Davin White, dem in der ersten Hälfte 15 Zähler gelangen, drückte nun aufs Tempo. Auch wenn sieben schnelle Punkte einen zwischenzeitlichen 42:38-Vorsprung brachten (19.), änderte sich nicht an der Gemengelage. „Wir hatten einfach keinen richtige Run“, so Freyer. Beide Teams erlaubten sich nun insgesamt weniger Fehler; Phoenix ging mit einer knappen 46:45-Führung in die Pause.
Das dritte Viertel sollte den Feuervögeln fast jede Chance auf den Sieg nehmen. Die Hagener mussten hart arbeiten für jeden Punkt, während sich die Gastgeber nach und nach in einen kleinen Rausch spielten. Ryan Brooks, in der ersten Halbzeit kein Faktor, kam immer besser in die Partie. Er traf aus der Distanz zum 63:55 (28.) und wenig später gar zum 70:56 (30.). Phoenix ließ offensiv fast alles liegen, gab das dritte Viertel mit 12:25 ab und nahm eine mächtige Hypothek mit ins Schlussviertel. Ingo Freyer: „Gießen war da mental klar oben auf.“

Wieder war es Ryan Brooks, der sein Team bis auf 78:62 davonziehen ließ (33.). Dann endlich, es war fast wie eine Erlösung: David Bell traf einen Dreier und verkürzte auf 80:74 (37.)! Im Gegenzug versenkte aber auch Oskar Faßler einen Distanzwurf, anschließend traf Achmadschah Zazai seine Freiwürfe – und so stand es 2:38 Minuten vor dem Ende 85:74 für Gießen. Zu viel im Normalfall, aber nicht unbedingt unter Beteiligung von Phoenix Hagen! „Unsere Pressverteidigung hat in der Schlussphase prima funktioniert“, sagt Ingo Freyer. Die Feuervögel gewannen binnen Sekunden Ball um Ball, strotzten nur so vor Selbstvertrauen und kamen 90 Sekunden vor dem Ende durch Adam Hess tatsächlich bis auf 86:85 heran. Jasmin Perkovic erhöhte anschließend von der Linie noch einmal auf 88:85, doch der immer stärker werdende David Bell besorgte per Dreier 26 Sekunden vor dem Ende den 88:88-Ausgleich. Verlängerung!
Das berühmte Momentum nahmen die Gäste mit in die Overtime. Gießen stemmte sich über die lange Garde gegen die drohende Niederlage, doch die Hagener Guards waren jetzt nicht mehr zu kontrollieren. David Bell erzielte elf der 17 Hagener Punkte in der Verlängerung und führte seine Mannschaft nach einem schon verloren geglaubten Spiel doch noch zu einem wichtigen 105:98-Auswäertssieg. Es war der vierte in Folge! Ingo Freyer: „David hat man bei jeder Bewegung angemerkt, dass er den Sieg wollte. Auch Adam Hess hat uns in der Endphase wichtige Impulse gebracht.“
Den Feuervögeln kommt der bevorstehende Allstar-Break mehr als gelegen. „Wir gehen schon ein wenig auf dem Zahnfleisch. Wir haben Spiele wie in Frankfurt, gegen Bonn oder heute in Gießen hinter uns, die eine enorme mentale Belastung darstellten. In Gießen war der Druck zusätzlich hoch, weil wir der Favorit waren. Dieser knappe Sieg ist darum vielleicht wertvoller für uns als ein klarer Erfolg“, so Freyer.
Trainerstimmen:
Ingo Freyer: „Das war heute ein Sieg, den wir brauchten. Wir sind mit viel Druck in das Spiel gegangen. Zum Ende dachte sicherlich jeder, dass nach dem 16-Punkte-Rückstand die Partie gelaufen sei, von daher ist es umso beeindruckender, dass wir nicht verloren haben. Der Sieg gibt uns ganz viel."
Mathias Fischer: „Die Mannschaft war heiß, es sah lange sehr gut aus. Im letzten Viertel haben wir uns dann aber unerklärliche Ballverluste geleistet, Hagen hingegen hat wichtige Würfe getroffen. Trotzdem ein Kompliment an meine Mannschaft, die lange gekämpft und einen tollen Fight geboten hat. Jeder meiner Spieler wollte gewinnen, leider hat es aber nicht gereicht."
LTi GIESSEN 46ers:  Brooks (18/2), Perkovic (18/1), Ovcina (16, 10 Reb.), Zazai (14/2), Prowell (10), Faßler (10/1), Harris (8), Spohr (4), Büchert.
Phoenix Hagen:  Bell (28/4, 4 St.), White (26/1), Dorris (13), Gregory (13), Gordon (12/1, 7 Reb., 5 St., 2 BS), Hess (10/2), Lodwick (2), Kruel (1), Wendt.
Zuschauer: 3.192
Stationen: 11:9 (5.), 23:18 (10.), 28:26 (15.), 45:46 (20.), 56:53 (25.), 70:58 (30.), 78:66 (35.), 88:88 (40.), 98:105 (45.).

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