Dienstag, 20. März 2012

10-Jahres-Bilanz: Verdoppelung bei Mini-Jobs in der Gastrobranche


„Mini-Job-Schwemme“ in Hagen: 1.480 Menschen arbeiten als 400-Euro-Jobber in der Gastronomie


„Mini-Job-Schwemme“ in der Gastronomie: Immer mehr Hotels, Gaststätten und Restaurants in Hagen setzen auf Teilzeitkräfte und 400-Euro-Jobber. Das hat die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten kritisiert. In der Gastro-Branche werde es für Beschäftigte immer schwerer, einen Vollzeitjob zu bekommen. So habe die Arbeitsagentur im vergangenen Jahr in Hagen nahezu 1.480 Mini-Jobber in der Hotel- und Gaststättenbranche registriert. Die Zahl der geringfügig Beschäftigten habe sich damit in den zurückliegenden zehn Jahren fast verdoppelt. Auch die Teilzeitarbeit hat drastisch zugenommen: Von der Köchin bis zum Kellner hatten rund 380 Menschen in Hagen im vergangenen Jahr lediglich einen Teilzeitjob. Das sind 35 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Gegenüber 2001 ist dies ein Plus von acht Prozent. Die Zahl der Teilzeit- und Mini-Jobs sei damit deutlich stärker gestiegen als der Jobzuwachs der Branche insgesamt.

„Die Gastro-Branche setzt bewusst auf ‚Patchwork-Belegschaften’ mit Mini-Verträgen“, sagt Monika Brandt von der NGG Südwestfalen. Die Arbeitgeber sparten damit Sozialabgaben. Es falle ihnen auch leichter, den Tariflohn zu unterlaufen. „Und Mini-Jobbern werden häufig tarifliche Leistungen wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld, tariflicher Urlaub sowie Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall, die ihnen eigentlich zustehen, vorenthalten“, so die NGG-Geschäftsführerin. Spätestens dann, wenn es um die Rente gehe, würden Teilzeit- und Mini-Jobs für einen Großteil der Beschäftigten zum Bumerang: Viel zu geringe Rentenansprüche und damit Altersarmut seien vorprogrammiert. „Hier hilft nur ein gesetzlicher Mindestlohn von 8,50 Euro“, sagt Brandt.

„Der Trend, den Beschäftigten in Hagen lediglich kleine und zudem oft auch noch befristete Arbeitsverträge zu geben, wirft ein denkbar schlechtes Licht auf die Branche“, so Monika Brandt. Schon jetzt seien Hotellerie und Gastronomie Schlusslichter bei den Löhnen und beim Ranking der Ausbildungsberufe. „Mit diesen Arbeitsbedingungen wird es keinem Hoteldirektor und keiner Restaurantchefin gelingen, einen Betrieb auf Dauer erfolgreich zu führen. Jeder muss mit seinem Job die eigene Existenz sichern können. Wer arbeitet, der muss davon auch leben können“, so die Geschäftsführerin der NGG Südwestfalen. Viele Beschäftigte in der Gastronomie seien derzeit gezwungen, gleich mehrere Teilzeit-Jobs zu machen, um über die Runden zu kommen. Viele seien als Aufstocker sogar auf staatliche Unterstützung angewiesen.

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