Wohnungsbau-Studie
belegt „Wohnungsmarkt-Defizit“
Altgewohnte vier Wände – wenn die
Wohnung in die Jahre kommt: Rund 69 Prozent
aller Wohnungen in Hagen
stammen aus der Zeit vor 1970 – viele sogar aus den
Nachkriegsjahren. Lediglich rund 9 Prozent der
Wohnungen seien nach der Wende neu gebaut worden. Diese
„Altbau-Bilanz“ für Hagen zieht das
Pestel-Institut in seiner aktuellen Studie zum Mietwohnungsbau in
Deutschland. „Ein Großteil der Wohnungen ist weit von dem
entfernt, was heute Standard ist: beim Energieverbrauch, bei der
altersgerechten, barrierefreien Ausstattung und beim Grundriss“,
sagt Institutsleiter Matthias Günther.
Auf dem Papier sei zwar alles im
„grünen Bereich“. „Rein rechnerisch gibt es genug Wohnungen in
Hagen. Aber das ist eben nur die halbe
Wahrheit“, so Günther. Viel zu alte, unsanierte Bausubstanz und
schlecht oder gar nicht vermietbare Bestände verzerrten das Bild.
Für den Studienleiter gibt es auch Baubedarf auf diesem
Wohnungsmarkt. Wohnungsknappheit sei auch für Hagen
ein Thema, wenn es um energiesparende, altersgerechte und bezahlbare
Wohnungen gehe. „Zum guten Wohnen gehört, dass die Heizkosten im
Rahmen bleiben. Das ist neben energetischem Sanieren nur durch neue,
moderne Wohnungen zu erreichen“, sagt Günther. Im Übrigen
entscheide ein gutes Wohnangebot auch darüber, wie attraktiv eine
Region sei.
Das Pestel-Institut
verweist in seiner Studie darauf, dass es notwendig ist, das Sanieren
von Mietwohnungen ebenso wie den Mietwohnungsneubau anzukurbeln. Dazu
gehörten auch der Abriss und der anschließende Neubau
(Ersatzneubau) von leer stehenden Wohnhäusern in guten
Innenstadtlagen, wenn diese nicht mehr wirtschaftlich saniert werden
können. Immerhin seien in Hagen
rund 73 Prozent des gesamten Wohnungsbestandes
Mietwohnungen. Das Sanieren, der Neubau sowie der Ersatzneubau
müssten allerdings deutlich attraktiver gemacht werden. Hier komme
es darauf an, die richtigen Anreize zu setzen. „Was wir an neuen
und neu sanierten Mietwohnungen brauchen, ist mit der derzeitigen
staatlichen Wohnungsbauförderung nicht hinzubekommen“, sagt
Studienleiter Günther.
Effektiv sei
insbesondere eine steuerliche Erleichterung für den Mietwohnungsbau.
So hält der Wissenschaftler die Erhöhung des jährlichen
Abschreibungssatzes von derzeit 2 auf 4 Prozent für besonders
wirkungsvoll. „Das macht schon deshalb Sinn, weil bei einem Neubau
viele Teile eine durchschnittliche Lebensdauer von nicht einmal 25
Jahren haben. Dazu gehören z.B. Heizkessel, Fenster, Armaturen sowie
die Außen- und Innenanstriche. Deshalb brauchen Bauherren eine
höhere Abschreibung“, so Matthias Günther. Darüber hinaus seien
über die KfW-Förderung des Bundes auch ergänzende
Landesförderprogramme für zinsgünstige Kredite und Zuschüsse
notwendig, um insbesondere energetische und altersgerechte
Sanierungen voranzubringen.
Bei
der Förderung des Mietwohnungsbaus stehen der Bund und die Länder
in der Pflicht, so die Forderung der Wohnungsbau-Initiative.
Schwerpunkt müsse hier der Soziale Wohnungsbau sein. Dabei sollte
der Bund den Ländern künftig mehr Mittel zur Verfügung stellen. Im
Gegenzug sei es notwendig, dass die Länder garantierten, dieses Geld
ausschließlich für den Wohnungsbau einzusetzen und durch eigene
Mittel aufzustocken. Das unterstreichen führende Verbände der Bau-
und Immobilienbranche, die die Pestel-Studie in Auftrag gegeben
haben. Dazu gehören der Deutsche Mieterbund (DMB) und die IG
Bauen-Agar-Umwelt (IG BAU) ebenso wie der Bundesverband Deutscher
Baustoff-Fachhandel (BDB) und die Deutsche Gesellschaft für
Mauerwerks- und Wohnungsbau (DGfM).
Die
Verbände haben sich zur Wohnungsbau-Initiative zusammengeschlossen.
In einem Brief an die Bundestagsabgeordneten aller Fraktionen weisen
Sie auf Defizite der aktuellen Wohnungsbaupolitik hin. Ihre Kritik
richtet sich insbesondere dagegen, dass sich der Bund in den letzten
Jahren schrittweise aus der Verantwortung für die
Wohnungsbauförderung zurückgezogen hat. Und das ohne für
Alternativen zu sorgen – etwa durch ergänzende Förderprogramme
der Länder.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen