Dienstag, 23. Oktober 2012

100 Jahre Brandt - kein Jubiläum in Hagen

In diesen Tagen könnte das Unternehmen Zwieback Brandt seinen hundertsten Geburtstag in Hagen feiern. Für die Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) und den Hagener DGB ein Termin auf den mit Wehmut und Wut geblickt wird.



Über viele Jahre war Brandt ein wichtiges Unternehmen für die Stadt. Anstatt aber nun das Jubiläum zum 100.Jahrestag in Hagen ausrichten zu können, ist die bekannte Zwieback-Firma vor rund 10 Jahren aus Hagen weggegangen und hat einige Hundert Beschäftigte im Regen stehen lassen. Für Gewerkschaftssekretär Helge Adolphs eine Entscheidung, die für einen hohen Grad an Verantwortungslosigkeit gegenüber den Beschäftigten stand. Vermeintlich attraktivere Geschäftsbedingungen und Förderungen im thüringischen Ohrdruf haben deutlich vor den Interessen der Kolleginnen und Kollegen gestanden. „Auch wenn die Kämpfe zu Beginn der 2000er Jahre nicht erfolgreich gewesen sind – sie waren wichtig und richtig.“, meint Adolphs. Leider haben sie nicht zum Erhalt des Unternehmens in Hagen geführt. Für Jochen Marquardt vom DGB eine Entscheidung, die noch bis zum heutigen Tag zornig macht, zumal die Meisten der ehemaligen Beschäftigten keinen neuen Arbeitsplatz gefunden haben und auf staatliche Unterstützung angewiesen sind. „Die damalige Entscheidung bedeutete nämlich nicht nur die Vernichtung von rund 400 Arbeitsplätzen. Sie steht für eine bis heute andauernde Ignoranz der Verantwortung gegenüber den betroffenen Beschäftigten und ihre Familien. Ein richtig schlechtes Beispiel für unsere Stadt, an das wir durch den Anblick der z.T. denkmalgeschützten Ruine auch ständig erinnert werden.“ Feierlichkeiten stehen für die Gewerkschaften also keinesfalls auf der Tagesordnung – eher die Erkenntnis, dass Unternehmensentscheidungen und soziale Verantwortung nicht ursächlich zusammen gehören, sondern immer wieder erkämpft werden müssen. Leider nicht immer mit dem gewünschten und nötigen Erfolg. 

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