Erfolgreiches Projekt "Berliner Joboffensive" wird auf Nordrhein-Westfalen ausgeweitet
Auch bei leichter konjunktureller Abkühlung werden Fachkräfte
weiter händeringend gesucht. Allein der deutsche Mittelstand rechnet
in diesem Jahr mit 150.000 zusätzlichen Arbeitsplätzen. Der
Beschäftigungsstand ist seit der Wiedervereinigung auf historischem
Rekordhoch, die Arbeitslosigkeit auf Rekordtief. Die Möglichkeiten
für Hartz IV-Empfänger auf dem Arbeitsmarkt sind so gut wie nie -
wenn sie richtig genutzt und aktiviert werden. Mit der Erweiterung
der erfolgreichen "Berliner Joboffensive" auf weitere Regionen in
verschiedenen Bundesländern starten die Jobcenter eine
Vermittlungsoffensive, beginnend in Nordrhein-Westfalen.
"Hinter der Offensive steckt eine ganz einfache Strategie: mehr
Vermittler, mehr Zeit, mehr Integrationen. Fest steht: es gibt einen
unmittelbaren Zusammenhang zwischen Betreuungsrelation und
Integrationserfolg. Das zeigen uns nicht erst die Ergebnisse aus
Berlin", so Heinrich Alt, Vorstand Grundsicherung der BA.
Seit Projektbeginn im Juni 2011 konnten in Berlin durch eine
intensivere und engere Betreuung rund 18.000 Menschen zusätzlich in
Beschäftigung integriert werden. Alt sieht unter den Arbeitsuchenden
in der Grundsicherung ein großes Reservoir an potenziellen
Fachkräften für die Wirtschaft. "Wir haben derzeit deutschlandweit
gut eine halbe Million Menschen, von denen wir sagen, dass sie
mittelfristig eine gute bis sehr gute Chance am Arbeitsmarkt haben.
Wichtig ist mir, dass wir nicht vermitteln um zu vermitteln. Also
keine Schnellschüsse, sondern nachhaltige und existenzsichernde
Integrationen in Beschäftigung", betont Alt.
Auch Christiane Schönefeld, Vorsitzende der Geschäftsführung der
NRW-Regionaldirektion der BA, sieht positive Effekte: "Wir starten in
NRW mit dreizehn der ins-gesamt 35 Jobcenter in die "Joboffensive".
Die Erwartungen sind hoch. 20.000 zusätzliche Integrationen - bei
174.000 Integrationen insgesamt in 2012 - bedeuten 20.000 Chancen für
die Menschen, aber auch für den NRW-Arbeitsmarkt. Dafür werden die
Jobcenter ihr Personal um 238 Vermittlerinnen und Vermittler
aufstocken. Es geht dabei nicht um Integrationen um jeden Preis. Die
Nachhaltigkeit steht im Fokus. Das heißt: wie lange dauert das
Beschäftigungsverhältnis und wird ausreichend verdient, um den
Lebensunterhalt der Familie abzudecken? Die Einsparungen bei der BA
und den Kommunen werden gegengerechnet. Daran messen wir den Erfolg."
Auch der nordrhein-westfälische Arbeitsminister, Guntram
Schneider, begrüßt die Initiative: "Nordrhein-Westfalen hat im
Vergleich zu anderen Bundesländern einen schwierigen Arbeitsmarkt,
gerade auch für die Langzeitarbeitslosen. Deshalb begrüße ich, dass
die Bundesagentur für Arbeit mit ihrer Joboffensive hier bei uns in
NRW die Betreuungsrelation und Beratungsqualität verbessern will, um
so mehr Menschen in Jobs zu vermitteln. Wir unterstützen diesen
Ansatz ausdrücklich. Wichtig ist mir, dass Erkenntnisse aus der
Joboffensive in die Beratungsarbeit der Jobcenter insgesamt fließen.
Denn wir brauchen eine nachhaltige Erhöhung der Vermittlung in
Arbeit. Daher bedarf es einer Evaluation dieses zeitlich und örtlich
befristeten Projektes der BA. Darüber hinaus ist es von großer
Bedeutung, dass auch die Unternehmen mitmachen. Mein Appell an dieser
Stelle: Eine nachhaltige Beschäftigungspolitik gelingt uns nur dann,
wenn die Unternehmen mehr sozialversicherungspflichtige
Beschäftigungsverhältnisse schaffen und sich öffnen für diejenigen
Menschen, die bislang bei der Jobvermittlung oft leer ausgegangen
sind - u.a. Alleinerziehende, Migranten, Ältere und Ungelernte. Wir
als Landesregierung werden diesen Prozess begleiten und die
besonderen Bedürfnisse der einzelnen Kommunen im Auge behalten."
Hintergrund "Berliner Joboffensive": In den zwölf Jobcentern des
Landes Berlin wird seit Juni 2011 die "Berliner Joboffensive" als
Projekt umgesetzt. Hierfür wurden 350 zusätzliche Vermittler für die
Projektlaufzeit von zwei Jahren eingestellt. Zusammen mit 300
bisherigen Vermittlern betreuen diese in Projektteams deutlich
intensiver als bislang möglich "marktnahe" Arbeitsuchende
(Betreuungsschlüssel 1:100). Ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist die
gezielte Arbeitgeberansprache. Die bisherigen Ergebnisse der
"Berliner Joboffensive" zeigen, dass die intensivere Beratung und
Vermittlung zu zusätzlichen Integrationen in Beschäftigung führen.
Sie zeigen auch, dass sich der finanzielle Aufwand rechnet. Nach
Abzug aller Kosten für zusätzliches Personal ergibt sich durch
Einsparungen beim Arbeitslosengeld II und den Leistungen für
Unterkunft und Heizung ein positiver Saldo.