Der
Zirkus ist in der Stadt! Das Showprogramm 2012/2013 vom Phoenix Hagen
ist weiterhin gespickt mit Höhepunkten. In einer mitreißenden zweiten
Hälfte drehten die Feuervögel eine fast schon verlorene Partie nach
einem wahren Offensivfeuerwerk und besiegten die Eisbären Bremerhaven am
Ende mit 95:88 (31:47).
3.145 Zuschauer verbrachten einen überaus
launigen Abend in der ausverkauften ENERVIE Arena.
Dabei sah es lange
Zeit so aus, als ob die Eisbären die Punkte mit an die Nordsee nehmen
sollten. Bis auf 51:31 waren die überlegenen Gäste nach 21 Minuten
enteilt. Bremerhaven gefiel mit seiner variablen und aggressiven
Verteidigung, während Phoenix viele leichte Fehler machte: Verschenkte
Rebounds, vergebene Lay-ups, ja sogar ein „Eigenkorb“ nach einem
missglückten Defensivrebound ließen Trainer Ingo Freyer und die Fans
aufstöhnen.
Bremerhaven gestaltete das Spiel – eher
ungewöhnlich in der Beko BBL – vornehmlich aus der Halbdistanz.
Insbesondere der athletische Stefan Jackson war dabei kaum zu stoppen.
Mit zunehmender Zeit gerieten die Hagener in der ersten Hälfte auch beim
Rebound ins Hintertreffen. Offensiv ging der Rhythmus mehr und mehr
verloren. Es wirkte engagiert, aber unglücklich, was die Feuervögel auf
das Parkett brachten.
In der zweiten Halbzeit setzte Ingo
Freyer von Beginn an alles auf eine Karte. Er stellte auf
Zonenverteidigung um und verordnete noch einmal eine Tempoerhöhung in
der Offensive. Mitte des dritten Viertels zeigte Bremerhaven erstmals
Wirkung. Der defensive Druck der Feuervögel machte dem Team von Doug
Spradley ebenso zu schaffen wie die wachsende Begeisterung auf den
Rängen. Dennoch: Die Eisbären nahmen einen überaus komfortablen
67:53-Vorsprung mit in den Schlussabschnitt.
Doch Phoenix Hagen 2012/2013, das
bedeutet auch Offensiv-Wahnsinn und niemals aufgeben. Wie ein Orkan fiel
die Smallball-Aufstellung White/Bell/Gordon/Hess/Lodwick jetzt über die
Gäste von der Nordseeküste her. Binnen 3 Minuten und 54 Sekunden
versenkten fünf verschiedene Hagener Spieler insgesamt sechs Dreier und
sorgten für einen 22:4-Zwischenspurt! Die Halle brodelte, als Davin
White Phoenix erstmals seit der siebten Minute wieder mit 72:71 in
Führung brachte – und sie kochte über, als David Bell wenige Sekunden
später zum 75:71 traf.
Bremerhaven
holte sich noch einmal die Führung zurück (79:80, 37.), zeigte im
Hexenkessel ENERVIE Arena gegen aufgedrehte Hagener nun aber verstärkt
Wirkung. Das Selbstvertrauen der Feuervögel war greifbar. Fast schon
unverschämt war der Gamewinner von Davin White, der Philip Zwiener mit
„Ansage“ einen Dreier zum 87:81 ins Gesicht setzte (39.). Mit
unbändigem Willen und beeindruckenden Zahlen gewannen die Hagener nach
40 Minuten mit 95:88. Das letzte Viertel sicherten sich die
Phoenix-Scharfschützen mit 42:21 (!) – und den Rebound gewannen die
Gastgeber nach dem Wechsel mit 21:8 (insgesamt: 39:35).
Trainerstimmen:
Ingo
Freyer: „Wer hätte das nach dieser ersten Hälfte gedacht. Mental war uns
Bremerhaven da sehr überlegen. Wir haben uns zu viele Gedanken gemacht,
statt uns auf uns zu konzentrieren. Der Kopf ging früh runter. Ich war
sehr sauer zur Halbzeit. Nach dem Wechsel haben wir dann alles auf eine
Karte gesetzt. Wir haben Zone verteidigt, schnell abgeschlossen – und
gut getroffen. Und das nicht zum ersten Mal. Phoenix Hagen steht dafür,
immer bis zum Ende zu kämpfen, egal wie aussichtslos die Lage ist. Ich
bin sehr stolz auf meine Mannschaft, das waren wichtige Punkte.“
Douglas
Spradley: „Über drei Viertel haben wir das Spiel kontrolliert. Wir
hatten die Partie gut im Griff, haben gut verteidigt. Im letzten Viertel
haben wir zu egoistisch gespielt, zu wenig als Team. Dadurch hat Hagen
einen Lauf bekommen. Wir waren am Ende nicht schlau genug und nicht
aggressiv genug gegen die Dreierschützen. Hagen hat dann auch die ganz
schwierigen Würfe getroffen. Ich kann mich nicht erinnern, dass jemals
eine Mannschaft 42 Punkte in einem Viertel gegen mich erzielt hat. Am
Ende gilt: Ein Spiel dauert 40 Minuten.“
Phoenix Hagen:
White (23/4), Bell (21/3), Hess (20/3), Gordon (17/2), Dorris (7),
Lodwick (5/1), Gregory (2, 9 Reb., 7 BS), Schoo, Kruel, Wendt.
Eisbären Bremerhaven: Burrell
(19), Zwiener (17, 9 Reb), Jackson (17, 7 Ass), Waleszkowski (12),
Harris (6/1), Burtschi (6), Kruger (5/1), Morrison (4), Canty (2),
Raffington.
Zuschauer: 3.145 (ausverkauft)
Stationen: 7:10 (5.), 17:24 (10.), 27:34 (15.), 31:47 (20.), 40:57 (25), 53:67 (30.), 77:75 (35), 95:88 (40.).