Mittwoch, 18. Juli 2012

BEATS! – Chronik eines Erfolges (mit Video-Beitrag)


Foto: Theater Hagen
(theaterhagen) Ende des Jahres 2010 war es noch eine vage Vorstellung. „Hagenial“ war damals der Arbeitstitel für ein Jugendmusicalprojekt mit Berufsschülern zum 100-jährigen Jubiläum des theaterhagen. Inzwischen ist aus „Hagenial“ „BEATS! – Das Musical“ geworden und aus der abstrakten Idee Realität. Dazwischen lagen viele Schritte und Hindernisse, die es zu überwinden galt. Hier eine kurze Chronik des Geschehenen.

Die Idee zu einem Jugendmusicalprojekt mit Berufsschülern hatten Theaterpädagogin Miriam Walter und der Hagener Berufskolleglehrer Johannes Maria Schatz, der nebenberuflich seit vielen Jahren Jugendmusicals produziert. Nicht irgendein Jugendmusical sollte es werden. Schatz witterte in den fünf Hagener Berufskollegs das Potential zu einem umfassenden Ansatz. Jugendliche sollten an sämtlichen Produktionsprozessen beteiligt sein – von der Suche nach einer geeigneten Geschichte, bis hin zum Bau der Kulissen, von den Darstellerinnen und Darstellern bis zum Marketing und Service. Denn schließlich gibt es an den Schulen für vieles Fachleute: Grafikdesigner für die Werbung oder Metallbauer für die Kulissen und vor allem jede Menge kreatives Potential beim Singen, Tanzen, Schauspielen. Walter und Schatz wandten sich mit diesem Vorschlag an den Intendanten Norbert Hilchenbach, der von der Idee begeistert war, wenngleich er sofort die riesige Dimension des Projekts richtig einschätzte. Weil weder das Theater noch die Berufskollegs das alleine stemmen konnten, schloss man sich zusammen. Ein weiterer Partner war schnell gefunden: Der Theaterförderverein Hagen e.V. übernahm die Projektträgerschaft. Im Folgenden suchte und fand man Sponsoren und Förderer und schon im Frühjahr 2011 war klar, dass das Projekt finanzierbar sein würde.

Nun gingen die inhaltlichen Vorbereitungen los. Zunächst wurde ein künstlerisches Leitungsteam gesucht. Projektinitiator Johannes Schatz wurde als Autor engagiert und Axel Goldbeck als Komponist. Später stieß noch Diane Weigmann als Songwriterin zum Team hinzu. Thilo Borowczak (Regie), Ricardo Fernando (Choreographie), Steffen Müller-Gabriel (Musikalische Leitung) und Jan Bammes (Ausstattung) waren für die szenische und musikalische Umsetzung des Stückes im Großen Haus des theaterhagen zuständig. Zunächst musste es aber erstmal ein Stück geben und auch an diesem Schritt waren die Jugendlichen schon beteiligt. Über 100 Plot-Vorschläge gingen über die Berufskollegs ein und wurden bewertet und ausgewählt. Dabei waren viele phantasievolle und kreative Geschichten. Es wurde aber auch klar, dass die Jugendlichen häufig ähnliche Themen

bewegten. Aus den so erkannten Hauptmotiven und insgesamt vier Gewinnerplots wurde dann eine Story geschmiedet, die möglichst viele Motive aus den Originalschülerentwürfen beinhaltete.

So entstand ein Stück, das eben ganz normale heutige Jugendliche mit ihren alltäglichen Problemen zeigt. Es geht um Gruppenzugehörigkeit und Ausgrenzung, um „Normalität“ und Anderssein, um Kollektivität und Identitätsfindung. Kurz und knapp: zwei Jugendgruppen, wie sie unterschiedlicher nicht sein können, treffen in einem gemeinsamen Kulturprojekt aufeinander und müssen auf einmal zusammenarbeiten.

Nachdem also das Stück, zumindest im Groben, stand, ging es im nächsten und besonders spannenden Schritt darum, die Darsteller zu finden. Wenn es anfängliche Skepsis bei der Jury gegeben haben sollte – sie war verflogen nach den ersten Castings. Die jungen Erwachsenen legten ein so hohes Niveau vor, dass die Auswahl schwer fiel. So ergab sich nach einem mehrstufigen Castingverfahren (das übrigens nichts mit den demütigenden DSDS-Castings zu tun hatte), eine Besetzung voller Talente. Dass es sich dabei nicht um Profis handelt, ist selbstverständlich, aber den unbedingten Willen, bei „BEATS!“ dabei zu sein, brachten diese Jugendlichen mit. Stundenlangen Schauspiel- und Gesangsunterricht (Schauspiel-Coach: Robert Schartel; Gesangs-Coach: Stefanie Smits) und knüppelharte Tanz-Einheiten (Mandy-Marie Mahrenholz, Carla Silva und Matthew Williams) absolvierten die Jugendlichen neben ihren Ausbildungsgängen mit riesigem Elan und oft noch nach einem harten Arbeitstag im Betrieb.

Der Publikumserfolg gab dem Projektkonzept und auch der Leidenschaft der Jugendlichen recht: In den sieben Vorstellungen erzielte das Theater eine Platzausnutzung von insgesamt 96,5%. Kritik und Publikum waren gleichermaßen beeindruckt von der Leistung der jungen Darsteller. Von unschätzbarem Wert ist es auch, dass diese einst „theaterfernen“ Jugendlichen nun eine Beziehung zum Theater aufgebaut haben, die sie ihr ganzes Leben lang prägen wird. Und auch den Theatermitarbeitern sind die quirligen „BEATS!“-Darsteller ans Herz gewachsen. Hoffentlich eine Wechselbeziehung mit Zukunft!


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