Foto: Theater Hagen |
Die
Idee zu einem Jugendmusicalprojekt mit Berufsschülern hatten
Theaterpädagogin Miriam Walter und der Hagener Berufskolleglehrer
Johannes Maria Schatz, der nebenberuflich seit vielen Jahren
Jugendmusicals produziert. Nicht irgendein Jugendmusical sollte es
werden. Schatz witterte in den fünf Hagener Berufskollegs das
Potential zu einem umfassenden Ansatz. Jugendliche sollten an
sämtlichen Produktionsprozessen beteiligt sein – von der Suche
nach einer geeigneten Geschichte, bis hin zum Bau der Kulissen, von
den Darstellerinnen und Darstellern bis zum Marketing und Service.
Denn schließlich gibt es an den Schulen für vieles Fachleute:
Grafikdesigner für die Werbung oder Metallbauer für die Kulissen
und vor allem jede Menge kreatives Potential beim Singen, Tanzen,
Schauspielen. Walter und Schatz wandten sich mit diesem Vorschlag an
den Intendanten Norbert Hilchenbach, der von der Idee begeistert war,
wenngleich er sofort die riesige Dimension des Projekts richtig
einschätzte. Weil weder das Theater noch die Berufskollegs das
alleine stemmen konnten, schloss man sich zusammen. Ein weiterer
Partner war schnell gefunden: Der Theaterförderverein Hagen e.V.
übernahm die Projektträgerschaft. Im Folgenden suchte und fand man
Sponsoren und Förderer und schon im Frühjahr 2011 war klar, dass
das Projekt finanzierbar sein würde.
Nun
gingen die inhaltlichen Vorbereitungen los. Zunächst wurde ein
künstlerisches Leitungsteam gesucht. Projektinitiator Johannes
Schatz wurde als Autor engagiert und Axel Goldbeck als Komponist.
Später stieß noch Diane Weigmann als Songwriterin zum Team hinzu.
Thilo Borowczak (Regie), Ricardo Fernando (Choreographie), Steffen
Müller-Gabriel (Musikalische Leitung) und Jan Bammes (Ausstattung)
waren für die szenische und musikalische Umsetzung des Stückes im
Großen Haus des theaterhagen
zuständig. Zunächst musste es aber erstmal ein Stück geben und
auch an diesem Schritt waren die Jugendlichen schon beteiligt. Über
100 Plot-Vorschläge gingen über die Berufskollegs ein und wurden
bewertet und ausgewählt. Dabei waren viele phantasievolle und
kreative Geschichten. Es wurde aber auch klar, dass die Jugendlichen
häufig ähnliche Themen
bewegten.
Aus den so erkannten Hauptmotiven und insgesamt vier Gewinnerplots
wurde dann eine Story geschmiedet, die möglichst viele Motive aus
den Originalschülerentwürfen beinhaltete.
So
entstand ein Stück, das eben ganz normale heutige Jugendliche mit
ihren alltäglichen Problemen zeigt. Es geht um Gruppenzugehörigkeit
und Ausgrenzung, um „Normalität“ und Anderssein, um
Kollektivität und Identitätsfindung. Kurz und knapp: zwei
Jugendgruppen, wie sie unterschiedlicher nicht sein können, treffen
in einem gemeinsamen Kulturprojekt aufeinander und müssen auf einmal
zusammenarbeiten.
Nachdem
also das Stück, zumindest im Groben, stand, ging es im nächsten und
besonders spannenden Schritt darum, die Darsteller zu finden. Wenn es
anfängliche Skepsis bei der Jury gegeben haben sollte – sie war
verflogen nach den ersten Castings. Die jungen Erwachsenen legten ein
so hohes Niveau vor, dass die Auswahl schwer fiel. So ergab sich nach
einem mehrstufigen Castingverfahren (das übrigens nichts mit den
demütigenden DSDS-Castings zu tun hatte), eine Besetzung voller
Talente. Dass es sich dabei nicht um Profis handelt, ist
selbstverständlich, aber den unbedingten Willen, bei „BEATS!“
dabei zu sein, brachten diese Jugendlichen mit. Stundenlangen
Schauspiel- und Gesangsunterricht (Schauspiel-Coach: Robert Schartel;
Gesangs-Coach: Stefanie Smits) und knüppelharte Tanz-Einheiten
(Mandy-Marie Mahrenholz, Carla Silva und Matthew Williams)
absolvierten die Jugendlichen neben ihren Ausbildungsgängen mit
riesigem Elan und oft noch nach einem harten Arbeitstag im Betrieb.
Der
Publikumserfolg gab dem Projektkonzept und auch der Leidenschaft der
Jugendlichen recht: In den sieben Vorstellungen erzielte das Theater
eine Platzausnutzung von insgesamt 96,5%. Kritik und Publikum waren
gleichermaßen beeindruckt von der Leistung der jungen Darsteller.
Von unschätzbarem Wert ist es auch, dass diese einst „theaterfernen“
Jugendlichen nun eine Beziehung zum Theater aufgebaut haben, die sie
ihr ganzes Leben lang prägen wird. Und auch den Theatermitarbeitern
sind die quirligen „BEATS!“-Darsteller ans Herz gewachsen.
Hoffentlich eine Wechselbeziehung mit Zukunft!
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