Foto: theaterhagen |
In „Nur ein Tag“ behandelt Martin
Baltscheit das schwierige Thema Sterben und Tod. Ein Thema, dem viele
von uns gerne ausweichen, auch und gerade im Dialog mit Kindern und
Jugendlichen. Der in Düsseldorf lebende erfolgreiche Autor birgt
viele Talente in sich und hat auch schon so manches Hörspiel
vertont. Er beherrscht die richtige Sprache für die jungen Menschen.
In „Nur ein Tag“ besteht er den schmalen Grad, ein solch ernstes
Thema zugleich in den Vorder- als auch in den Hintergrund zu stellen.
Denn das was bei der Premiere zu sehen ist, ist keineswegs ein
Trauerspiel. Die Handlung, die Dialoge und Form wie es die drei
Profidarsteller Jenna Schulz, Firat Baris Ar und Sebastian Kolb dem
Publikum vermitteln treffen immer wieder die Lachmuskulatur und
sorgen für so manchen Szenenapplaus. Dabei ist die Handlung längst
jedem bekannt: Ein Fuchs und ein Wildschwein beobachten an einem
Tümpel wie eine Eintagsfliege schlüpft. Sie sind gleichzeitig
fasziniert von dieser „Geburt“ und der Schönheit dieses Wesens
und zugleich traurig, dass sie nach einem Tag von dieser durchaus
schlauen Fliege wieder Abschied nehmen müssen. Freude und Trauer
löst das bei den Beiden genau so aus, wie die Verantwortung für
einen schönen Lebenstag der Eintagsfliege zu sorgen. Die Trauer
schwebt im Hintergrund der Freude, letztere überwiegt und zeigt wie
schön das Leben ist und wie wichtig es ist, das Leben zu genießen.
Und gerade weil die Handlung bekannt ist, sucht man zumeist
vergeblich nach der Trauer in dem Stück, denn es ist
humorvoll-witzig und lebensbejahend mit viel Tiefgang.
Und genau so agieren auch die drei
jungen Schauspieler denen die Hagener Lutz-Bühne schon längst
bekannt ist. Sie nehmen, jeder für sich, das Publikum für eine gute
Stunde derart begeisternd mit auf die Reise, so dass sich so mancher
am Ende fragt, wer denn nun die Hauptrolle gespielt hat. Firat Baris
Ar überzeugt bereits zu Beginn alleine durch seine Talente mit unerreichter Bewegung, Gestik und Mimik sowie erst Recht später in
den Dialogen. Ohne die beiden anderen Darsteller in den Hintergrund
zu stellen, scheint er über das ganze Stück hinweg zu dominieren.
Jenna Schulz entfaltet als Eintagsfliege annähernd die ganze
Bandbreite ihrer bewundernswerten Facetten-Vielfalt. Innerhalb
kürzester Zeit schafft Sie den glaubwürdigen Wechsel zwischen ihrem
jungen, heraussprühenden und lebensfrohen Ausdruck der förmlich in
einen selbst überzugehen scheint, dem Verschlossenen, der Dramatik, dem Kritischen und der Trauer. Sebastian Kolb als „schlauer“ Fuchs punktet
wiederum mit seiner pfiffigen, jugendlichen Art gepaart mit einer
guten Portion Charm und Gentleman. Soviele „Gute Zutaten“, die
herausragende Leistung und Koordination der versierten Regisseurin
Miriam Michel und von einem tollen, jungen Technikteam nicht zu
vergessen, bringen Lust auf mehr. Nicht zuletzt in einer wunderbar
frischen, grünen, phantasievollen Atmosphäre, wie sie wieder einmal
Jeremias Vondrlik geschaffen hat.
Die 60 Minuten verfliegen viel zu
schnell und man möchte gerne mindestens eine Zugabe sehen. Aber
nicht nur das Erlebte bleibt lange tief in einem drin, auch der
andere Umgang mit dem Leben und dem Tod verweilt nicht nur im
Kurzzeitgedächtnis.
Wieder einmal ein Stück in einem
Jugendtheater, das alle Generationen erreicht, so will es auch der
Autor Martin Baltscheid, der extra zur Premiere ins Lutz nach Hagen
gekommen ist.
Leider nur sieben weitere Vorstellungen
von „Nur ein Tag“ stehen bis Mitte November auf dem
Lutz-Spielplan. Wer das Erlebnis auf der Jungen Bühne selbst spüren
will, sollte unter www.theater.hagen.de
schnell buchen.
Einige Impressionen und Interviews sehen Sie später in einem Video - hier bei tv58.de .
Einige Impressionen und Interviews sehen Sie später in einem Video - hier bei tv58.de .