"Ab 1. Januar 2013 können also auch in Hagen EmpfängerInnen von ALG II, Wohngeld und Grundsicherungsrenten in den Genuss des verbilligten Sozialtickets für den ÖPNV kommen. Das hätte schon seit Beginn dieses Jahres der Fall sein können, wenn der Rat es nicht abgelehnt hätte – aus Kostengründen. Die VertreterInnen von Bündnis 90/Die Grünen hatten in den Debatten im Sozialausschuss und Rat darauf hingewiesen, dass die Verwaltung die zu erwartenden Kosten künstlich hochgerechnet habe und gefordert, die Chancen des Modellprojekts zu nutzen. Die Landesregierung hatte die Teilnahme an dem Modellprojekt auch ausdrücklich Kommunen im Nothaushalt gestattet. Darauf wurde in der Ratsvorlage auch hingewiesen:
„Mit
der Befristung des Projekts bis zum 31.12.2012
soll insbesondere den Belangen der Nothaushaltsgemeinden Rechnung
getragen werden und für jede Kommune eine Ausstiegsmöglichkeit
(nach der Pilotphase) gegeben sein. Für eine Weiterführung des
Projektes über den 31.12.2012
hinaus bedarf es zudem eines erneuten Verwaltungsratsbeschlusses des
VRR.“
Jetzt
stellt sich heraus, dass die Kosten für etwas mehr soziale Fürsorge
durchaus zu stemmen gewesen wären. Denn nicht alle 33.000
Berechtigten in Hagen hätten das Ticket genutzt und damit wären die
veranschlagten Kosten weitaus geringer ausgefallen. Außerdem: Die
Hagener Straßenbahn rühmt sich jetzt schon im zweiten Jahr
hintereinander, dass sie mehr „eingespart“ habe als im
Konsolidierungsplan vorgesehen (ich denke immer dran, wenn ich abends
mal wieder ziemlich lange auf den Bus warte bzw. eine Veranstaltung
überhastet verlassen muss). Und für die Einkommensschwachen in
Hagen war nicht genug Geld da? Das ist empörend.
Dabei
ist das Sozialticket nur eine begrenzte soziale Wohltat. Dass
lediglich etwa fünf Prozent der Berechtigten das Ticket in Anspruch
genommen haben, zeigt, dass 29,90 Euro immer noch zu hoch sind. Im
Regelsatz für ALG-II-EmpfängerInnen sind etwa 15 Euro im Monat für
Mobilität vorgesehen. Angesichts wachsender Armut bundesweit, aber
auch in dieser Stadt ist eine Politik, die für sozialen Ausgleich
sorgt und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglicht, zwingend
geboten – koste es, was es wolle. Und dass es in diesem Land genug
Geld gibt, hat der Armuts- und Reichtumsbericht ja gerade sehr
nachdrücklich dokumentiert.
Wenn der
Rat jetzt die Einführung des Sozialtickets beschließt, kann man
zwar sagen: Besser spät als nie. Aber es bleibt der bittere
Nachgeschmack, dass alles, was für arme MitbürgerInnen gedacht ist,
in Hagen auf die lange Bank geschoben wird."
Ruth
Sauerwein
Mitglied
im Sozialausschuss für Bündnis 90/DIE GRÜNEN
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