„Wenn sie das gestern im Rathaus gesehen
haben. Gefeiert haben die und sogar laute Musik von einer Kapelle
hatten die. Na die werden sich wundern, wenn die demnächst
sparen müssen.“ Bei diesem Punkt der Diskussion stoße
ich dazu und will eigentlich nur das Markendeo aus dem Sonderangebot
bezahlen.
„Genau, dann ist aber Schluss mit
Feiern im Rathaus, dann merken die erstmal was Sparmaßnahmen
bedeuten“, unterstützt eine andere Kundin.
Die Kassiererin nickt einstimmend.
Nicht aus Eile beginnt mir der Kragen zu schwellen.
Was sie mit dem Sparen im Rathaus
meint, frage ich.
„Na sehen Sie denn kein Fernsehen?
Die müssen jetzt im Rathaus richtig sparen“, werde ich
belehrt.
„Ja, genau, das haben die schon ein paarmal gebracht“, werde ich von der anderen Kundin angewatscht,
während ich der Kassiererin noch immer die Deo-Dose zum
Einscannen in Sichtweite halte, aber mit meiner nonverbalen Bitte
„ich möchte hier einkaufen“ ignoriert werde und sogleich von
der sich hinter mir anstehen Kundin erfahre: „Und der
Bürgermeister, der ist jetzt auch mal richtig dran.“
So in die Zange des politisch
interessierten Volkes genommen, bleibt mir wohl kaum die Chance mein
Deo zu bezahlen, ohne mich an dem wertvollen Gespräch zu
beteiligen.“
Freundlich, wie Ritter Hans der
Kerzengrade, versuche ich da einige Missverständnisse zu klären.
Das Sparmaßnahmen uns alle angehen, dass da nicht nur im
Rathaus und bei Feiern gespart wird, sondern dass neue, sogenannte,
Sparmaßnahmen uns alle angehen. Ich verweise auf Kultur,
Bildung, Infrastruktur... Aber von den Kundinnen bis zur Kassiererin
werde ich nur belächelt.
„Wo sollen die denn hier in Hagen und
bei uns noch sparen? Das schminken sie sich aber mal ganz schnell ab. Das
geht nur im Rathaus. Hier gibt es nichts mehr zu sparen“, erfahre
ich.
Noch einmal versuche ich einen
aufklärenden Vorstoß. Mein Versuch wird abgeschmettert.
„Ne, ne, wenn die versuchen bei mir
noch mehr zu sparen dann stoßen die auf Granit. Bei mir nicht!“
Mit diesen Worten verlässt dann, gefolgt von einer anderen
Kundin, die Wortführerin das Geschäft.
So einfach ist das also mit der
Politik.
Jedenfalls darf ich endlich meinen Euro
an der Kasse bezahlen.
Und beim Verlassen des Discounters wird
mir klar:
Hier in der Hagener Mittelstraße pulsiert das
(kommunal)politische Leben.
Also: Machen Sie sich keine Sorgen um Hagen.