Montag, 12. November 2012

Glosse: „Bei mir nicht...“ - Heutige Diskussion an der Supermarkt-Kasse

(Hans Leicher.) Wir alle kennen das: Ein oder mehrere Kunden verstricken sich mit der Kassiererin in eine - durch Halbwissen gestützte - politische Diskussion.

„Wenn sie das gestern im Rathaus gesehen haben. Gefeiert haben die und sogar laute Musik von einer Kapelle hatten die. Na die werden sich wundern, wenn die demnächst sparen müssen.“ Bei diesem Punkt der Diskussion stoße ich dazu und will eigentlich nur das Markendeo aus dem Sonderangebot bezahlen.
„Genau, dann ist aber Schluss mit Feiern im Rathaus, dann merken die erstmal was Sparmaßnahmen bedeuten“, unterstützt eine andere Kundin.
Die Kassiererin nickt einstimmend. 
Nicht aus Eile beginnt mir der Kragen zu schwellen.
Was sie mit dem Sparen im Rathaus meint, frage ich.
„Na sehen Sie denn kein Fernsehen? Die müssen jetzt im Rathaus richtig sparen“, werde ich belehrt.
„Ja, genau, das haben die schon ein paarmal gebracht“, werde ich von der anderen Kundin angewatscht, während ich der Kassiererin noch immer die Deo-Dose zum Einscannen in Sichtweite halte, aber mit meiner nonverbalen Bitte „ich möchte hier einkaufen“ ignoriert werde und sogleich von der sich hinter mir anstehen Kundin erfahre: „Und der Bürgermeister, der ist jetzt auch mal richtig dran.“
So in die Zange des politisch interessierten Volkes genommen, bleibt mir wohl kaum die Chance mein Deo zu bezahlen, ohne mich an dem wertvollen Gespräch zu beteiligen.“
Freundlich, wie Ritter Hans der Kerzengrade, versuche ich da einige Missverständnisse zu klären. Das Sparmaßnahmen uns alle angehen, dass da nicht nur im Rathaus und bei Feiern gespart wird, sondern dass neue, sogenannte, Sparmaßnahmen uns alle angehen. Ich verweise auf Kultur, Bildung, Infrastruktur... Aber von den Kundinnen bis zur Kassiererin werde ich nur belächelt.
„Wo sollen die denn hier in Hagen und bei uns noch sparen? Das schminken sie sich aber mal ganz schnell ab. Das geht nur im Rathaus. Hier gibt es nichts mehr zu sparen“, erfahre ich.
Noch einmal versuche ich einen aufklärenden Vorstoß. Mein Versuch wird abgeschmettert.
„Ne, ne, wenn die versuchen bei mir noch mehr zu sparen dann stoßen die auf Granit. Bei mir nicht!“ Mit diesen Worten verlässt dann, gefolgt von einer anderen Kundin, die Wortführerin das Geschäft.
So einfach ist das also mit der Politik.
Jedenfalls darf ich endlich meinen Euro an der Kasse bezahlen.
Und beim Verlassen des Discounters wird mir klar: 
Hier in der Hagener Mittelstraße pulsiert das (kommunal)politische Leben.

Also: Machen Sie sich keine Sorgen um Hagen.

Stichwortsuche

Archiv