Wiesbaden - Die Bekämpfung von synthetischen Drogen wird für
Deutschland immer wichtiger: Bei den Erstkonsumenten von Amphetamin
und Methamphetamin registrierten die Behörden im Jahr 2011 eine
Steigerung von mehr als 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, wie das
"Lagebild Rauschgiftkriminalität" ausweist.
Auch treten weltweit immer mehr psychoaktive Substanzen, so
genannte "Designerdrogen" auf: Allein auf den europäischen Markt
drängen inzwischen jährlich bis zu 50 neue derartige Substanzen. In
Europa werden diese Substanzen in entsprechenden
Vertriebsverpackungen als so genannte "Legal Highs" auf den Markt
gebracht.
Die äußerlich harmlos wirkenden Produkte werden als angebliche
"Badesalze" oder "Kräutermischungen" verkauft und enthalten
Betäubungsmittel oder ähnlich wirkende chemische Inhaltsstoffe mit
zum Teil dramatischen und unkalkulierbaren Gesundheitsgefahren.
Ermittlungen zeigen weiterhin, dass viele zur Herstellung von
Drogen geeignete Grundstoffe auch aus China stammen. Diese werden auf
dem chinesischen Markt legal für industrielle Zwecke, beispielsweise
für die Nutzung in der Pharmabranche, hergestellt und exportiert.
Kriminelle Gruppierungen zweigen diese Stoffe ab und versorgen damit
weltweit Rauschgift-Labore. Diese Entwicklung macht deutlich, dass
der Kampf gegen synthetische Drogen die besondere Aufmerksamkeit der
Polizei erfordert. Ein wichtiger strategischer Ansatz hierbei ist das
Bestreben, verdächtige Bestellungen von Grundstoffen, die für die
Drogenherstellung genutzt werden können, von den
Wirtschaftsunternehmen frühzeitig gemeldet zu bekommen. Dadurch
können Versuche der Grundstoffabzweigung rechtzeitig erkannt und
unterbunden werden. Für die Polizei resultieren aus derartigen
Meldungen häufig konkrete Ermittlungsansätze und erfolgreiche
Strafverfolgungsmaßnahmen. Seit Beginn der Grundstoffkontrolle im
Jahr 1995 in Deutschland - die auf gesetzlichen Regelungen und
freiwilligen Vereinbarungen mit der chemischen Industrie basiert -
konnte beispielsweise die Auslieferung hunderter verdächtiger
Chemikalienbestellungen mit einer Gesamtmenge im tausend Tonnen
Bereich verhindert werden. Zusätzlich wurden mehr als 50 Drogenlabore
im In- und Ausland lokalisiert und kriminelle Tätergruppierungen
zerschlagen.
Aufgrund der Bedeutung Chinas als Herkunftsland zahlreicher
Grundstoffe intensiviert das BKA seine Zusammenarbeit mit
chinesischen Strafverfolgungsbehörden und stellt dabei auch das
Modell der Grundstoffüberwachung in den Mittelpunkt gemeinsamer
Bekämpfungsansätze.
Zusammen mit Generalsekretär Yuejin Liu, Leiter der Abteilung
Drogenkontrolle des Ministeriums für Öffentliche Sicherheit,
eröffnete BKA Präsident Jörg Ziercke am 27. November 2012 in Peking
das Symposium "Synthetische Drogen/Grundstoffüberwachung". Experten
auf dem Gebiet der synthetischen Drogen sowie der
Grundstoffüberwachung von Strafverfolgungsbehörden aus Deutschland
und China sowie Vertreter von Wirtschaftsunternehmen beider Länder
erörterten während der zweitägigen Veranstaltung Möglichkeiten der
Verhinderung des Abzweigens von für die Drogenherstellung geeigneten
Grundstoffen sowie von neuen Chemikalien. Möglichkeiten des
Informationsaustausches zu neuen psychoaktiven Substanzen sowie die
Notwendigkeit der engen Zusammenarbeit zwischen
Strafverfolgungsbehörden und der Kriminaltechnik waren ebenfalls
Thema der Veranstaltung.
BKA Präsident Jörg Ziercke: "Bei der Rauschgiftbekämpfung gilt der
Grundsatz: Ohne Chemikalien kein Rauschgift. Deshalb hat die enge
Zusammenarbeit der Strafverfolgungsbehörden aus Herkunfts-, Transit-
und Zielländern von illegalen Substanzen oberste Priorität. Ich
begrüße es, dass sich China seiner Verantwortung als Herkunftsland
insbesondere von neuen psychoaktiven Substanzen und neuen Chemikalien
bewusst ist und die Zusammenarbeit mit anderen Staaten sucht. Das
erste deutsch-chinesische Symposium zur Bekämpfung synthetischer
Drogen und zur Grundstoffüberwachung bietet die Möglichkeit,
Drogenkartellen die Grundstoffabzweigung zu erschweren und damit die
Herstellung synthetischer Drogen weiter einzudämmen."