Donnerstag, 17. Januar 2013

Offenbarungseid für die WAZ (Kommentar)


(Hans Leicher) Unter Pastorentöchtern hat sich vieles schon lange abgezeichnet. Jetzt, da es faktisch ist, kommt das Jammern in der Region. Das „AUS“ für die Redaktionen der Westfälische Rundschau, dem Blatt dem man nachsagt es sei der linke Flügel der WAZ, immerhin hatt es auch etwas Rot im Logo. Ob es bis dato noch so ist und wie viel davon verloren ging und was mancher bis heute interpretiert hat, sei dahin gestellt. Damit zusammen hängen auch Regie-Anweisungen „von oben“. Geschimpft über die Berichterstattung haben in den vergangenen Jahren auch viele Leser trotz wertvoller Beiträge, Kommentare und Glossen, die sie am Morgen erhielten. Aber nicht umsonst haben sie „ihr Blatt“ vor dem Frühstück aus dem Briefkasten geholt oder auf dem Weg zur Arbeit am Kiosk gekauft.

Fast scheint es als ein Teil der Mentalität der Menschen in unserer Region: erst wenn ihnen etwas weggenommen wird, dann werden Sie wach. Das hatten wir schon in kommunalen Kürzungen bzw. Streichungen. Auf die Gewöhnungsmentalität scheint auch der große Medien-Konzern zu setzen, der in Hagen (fast) die Medien-Landschaft beherrscht. Sie werden sich daran gewöhnen, die Leserinnen und Leser, irgend etwas vorgesetzt zu bekommen. Und die Abonnenten haben es eh zu schlucken, Abo-Vertrag ist Abo-Vertrag. Und in den neuen Medien, sprich Internet, da sollen sie suchen - denn wo kein WR-Mtarbeiter schreibt, da steht auch nichts von einem WR-Mitarbeiter drin. „Aus die Maus“, da hätten sie ihr begehrtes Blatt eben mehr kaufen müssen – mag der Konzern argumentieren. Er vergisst dabei eines: nämlich seine jahrzehntelange mediale und journalistische Verpflichtung die mit dem verknüpft ist, was sich Bildungsauftrag und freie Meinungsbildung des Bürgers nennt. Das haben die Generationen der WR-Mitarbeiter über Jahrzehnte ganz offensichtlich geleistet. Sonst würden die Menschen in der Region nicht so spontan auf die Barrikaden gehen, wie die Schließung der Redaktionen bekannt wurde. Unbequem gegenüber dem Konzern ist man und wird man in Zukunft noch werden, das spürt man bereits derzeit. Die Kündigungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die sich nach Konzernangaben auf "simple" 120 beschränkt wird ebenso zum Multiplikationfaktor wie die der bisherigen treuen Leserinnen und Leser. Rechnet man auf die 120 fest angestellten WR-Leute noch ca. 120 freieMitarbeiter hinzu, rechnet man die Zahl auf die Auswirkungen von ganzen Familiensystemen hoch und betreibt man das Selbe mit den bisherigen (angeblich zu wenigen) Leserinnen und Lesern... die Rechnung überlässt man wohl besser Mathematikern. Aber ob man Negativ-Image überhaupt berechnen kann, das sei in den Raum gestellt. Die plötzliche Trennung einer gesamten Sparte eines Konzerns der über ein Kapital verfügt, das sich anderen Menschen nicht einmal vorstellen können, wirkt auf den WAZ-Konzern wie ein Offenbarungseid in Form der Spitze eines Eisbergs bei dem zu erwarten bleibt was noch folgt. Die Menschen in der Region sind nicht dumm und nicht stumm, das werden in den kommenden Tagen noch viele Reaktionen auf die WR-Schließung zeigen. Sie befürchten den Verlust einer Zeitung und sie sind nicht unmündig und bilden sich selbständig ihre Meinung ohne Konzern-Vorgaben.

Stichwortsuche

Archiv