(Hans Leicher) Unter Pastorentöchtern hat sich vieles
schon lange abgezeichnet. Jetzt, da es faktisch ist, kommt
das Jammern in der Region. Das „AUS“ für die Redaktionen der Westfälische
Rundschau, dem Blatt dem man nachsagt es sei der linke Flügel der
WAZ, immerhin hatt es auch etwas Rot im Logo. Ob es bis
dato noch so ist und wie viel davon verloren ging und was mancher
bis heute interpretiert hat, sei dahin gestellt. Damit zusammen
hängen auch Regie-Anweisungen „von oben“. Geschimpft über die
Berichterstattung haben in den vergangenen Jahren auch viele Leser trotz wertvoller Beiträge, Kommentare und Glossen, die sie am Morgen erhielten. Aber nicht umsonst haben sie „ihr Blatt“ vor
dem Frühstück aus dem Briefkasten geholt oder auf dem Weg zur
Arbeit am Kiosk gekauft.
Fast scheint es als ein Teil der
Mentalität der Menschen in unserer Region: erst wenn ihnen etwas
weggenommen wird, dann werden Sie wach. Das hatten wir schon in
kommunalen Kürzungen bzw. Streichungen. Auf die
Gewöhnungsmentalität scheint auch der große Medien-Konzern zu setzen, der in
Hagen (fast) die Medien-Landschaft beherrscht. Sie
werden sich daran gewöhnen, die Leserinnen und Leser, irgend etwas
vorgesetzt zu bekommen. Und die Abonnenten haben es eh zu schlucken,
Abo-Vertrag ist Abo-Vertrag. Und in den neuen Medien, sprich
Internet, da sollen sie suchen - denn wo kein WR-Mtarbeiter schreibt, da
steht auch nichts von einem WR-Mitarbeiter drin. „Aus die
Maus“, da hätten sie ihr begehrtes Blatt eben mehr kaufen müssen –
mag der Konzern argumentieren. Er vergisst dabei eines: nämlich seine
jahrzehntelange mediale und journalistische Verpflichtung die mit
dem verknüpft ist, was sich Bildungsauftrag und freie Meinungsbildung des
Bürgers nennt. Das haben die Generationen der WR-Mitarbeiter
über Jahrzehnte ganz offensichtlich geleistet. Sonst würden
die Menschen in der Region nicht so spontan auf die Barrikaden
gehen, wie die Schließung der Redaktionen bekannt wurde. Unbequem
gegenüber dem Konzern ist man und wird man in Zukunft noch
werden, das spürt man bereits derzeit. Die Kündigungen der
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die sich nach Konzernangaben auf "simple" 120
beschränkt wird ebenso zum Multiplikationfaktor wie die der
bisherigen treuen Leserinnen und Leser. Rechnet man auf die 120 fest
angestellten WR-Leute noch ca. 120 freieMitarbeiter hinzu, rechnet man die Zahl
auf die Auswirkungen von ganzen Familiensystemen hoch und betreibt man
das Selbe mit den bisherigen (angeblich zu wenigen) Leserinnen und
Lesern... die Rechnung überlässt man wohl besser
Mathematikern. Aber ob man Negativ-Image überhaupt berechnen
kann, das sei in den Raum gestellt. Die plötzliche Trennung einer gesamten
Sparte eines Konzerns der über ein Kapital verfügt, das sich
anderen Menschen nicht einmal vorstellen können, wirkt auf den WAZ-Konzern wie ein Offenbarungseid in Form der Spitze eines Eisbergs bei dem
zu erwarten bleibt was noch folgt. Die Menschen in der Region
sind nicht dumm und nicht stumm, das werden in den kommenden
Tagen noch viele Reaktionen auf die WR-Schließung zeigen. Sie
befürchten den Verlust einer Zeitung und sie sind nicht unmündig
und bilden sich selbständig ihre Meinung ohne Konzern-Vorgaben.