Dienstag, 5. Februar 2013

Hagener Initiative: Gesundheitsförderung auch Arbeitsförderung

Erwerbslose haben ein 2,5-fach höheres Risiko für eine schlechtere physische Gesundheit, häufigere Arztbesuche und längere Krankenhausaufenthalte.
Es treten vermehrt Depressionen und Angststörungen auf. Um dieser gesundheitlichen Abwärtsspirale durch Arbeitslosigkeit in Hagen gegen zu steuern, hat sich unter Leitung des Fachbereichs Gesundheit und Verbraucherschutz der Stadt Hagen ein Kooperationsverbund gebildet. An diesem arbeiten unter anderem die Agentur für Arbeit, das Jobcenter Hagen, sechs mitgliederstarke Krankenkassen, ortsansässige Beschäftigungs- und Qualifizierungsfirmen, der organisierte Sport, das kommunale Integrationszentrum sowie Fachdienste der Wohlfahrtsverbände mit.
Als erste Maßnahme werden ab Februar dieses Jahres im Rahmen eines Pilotprojekts drei Beratungs- und Vermittlungsteams der Agentur für Arbeit und des Jobcenters Hagener Erwerbslose darauf hinweisen, dass sie sich bei ihrer Krankenkasse persönlich über Möglichkeiten zur gesundheitlichen Vorsorge und den damit verbundenen Vorteilen informieren können. Die Präventionsbeauftragten der Krankenkassen AOK NordWest, Barmer GEK, BKK vor Ort, DAK Gesundheit, IKK Classic und Techniker Krankenkasse TK werden mit den Ratsuchenden individuell das richtige Vorsorgeangebot abstimmen – auf Wunsch natürlich auch unter Einbeziehung des Hausarztes. Das Pilotprojekt läuft zunächst ein halbes Jahr.
Die Beweggründe für diese erste Kooperation in Hagen sind vielfältig: Erwerbstätige mit chronischen Gesundheitsproblemen haben ein höheres Arbeitslosigkeitsrisiko und Arbeitslose mit Gesundheitsproblemen haben schlechtere Chancen auf eine Wiederbeschäftigung. Die mentale wie physische Verfassung beeinflussen dabei die Vermittlungserfolge häufig stärker als nachgewiesene Qualifikationen.
Lebensperspektive, Ansehen, finanzielle Absicherung, Lebenssinn und Lebensstruktur – nach einem Arbeitsplatzverlust ist nichts mehr wie es einmal war. Arbeitslosigkeit verändert die Lebensführung der Betroffenen entscheidend. Sie verlieren einen beträchtlichen Teil ihres Einkommens und jede abgelehnte Bewerbung lässt die Frustration steigen.
Die immateriellen Verluste wiegen ebenfalls schwer; etwa der Verlust fester Tages- und Zeitstrukturen oder von sozialen Kontakten zu ehemaligen Kolleginnen und Kollegen. Außerdem verringert sich das an den Beruf gebundene soziale Prestige mit zunehmender Dauer der Arbeitslosigkeit. Das Zusammenleben mit Partner/in, Familie und Bekanntenkreis wird belastet und der Selbstwert schwindet zusehends.
Die gemeinsame Initiative in Hagen will hierzu Alternativen aufzeigen und Betroffene mit konkreten Angeboten unterstützen.

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