Donnerstag, 8. März 2012

„Susannah“, Oper in zwei Akten - Premiere am 17. März am theaterhagen


Carlisle Floyds Oper „Susannah“ versetzt die aus einem Anhang des Alten Testaments stammende Geschichte der „Susanne im Bade“ in das puritanisch geprägte Tennessee in den USA.
Die Protagonistin Susannah ist jung, hübsch und unverheiratet. Sie wächst mit ihrem trunksüchtigen Bruder auf. Die beiden sind Außenseiter in der Dorfgemeinschaft, die für Andersartigkeit kein Verständnis hat. Susannah wird so zur Zielscheibe für Verleumdungen. Die Männer fühlen sich von ihr angezogen, die Frauen werfen ihr vor, sich zu aufreizend zu geben. Als der Wanderprediger Blitch ins Dorf kommt um eine „Erweckungszeremonie“ durchzuführen, wird Susannah von den Dorfältesten beim Baden in einem abgelegenen Fluss beobachtet. Die Dorfgemeinschaft hält das für den Beweis ihrer Immoralität und möchte sie zu einer öffentlichen Generalbeichte zwingen. Als Susannah sich weigert, wird sie vom Wanderprediger zu Hause besucht. Dieser glaubt ihre Unschuld nicht und vergeht sich schließlich an ihr. Als er feststellen muss, dass Susannah noch Jungfrau ist, bereut er seine Tat. Doch es ist bereits zu spät: Susannahs Bruder Sam rächt sich am Pfarrer, und Susannah muss sich gegen den aufgebrachten Dorfmob verteidigen.

Carlisle Floyds 1955 uraufgeführte erste abendfüllende Oper „Susannah“ ist die bekannteste Oper des 1926 geborenen Komponisten. Sie entstand in den Jahren 1953/54. In dieser sogenannten McCarthy-Ära (nach Senator Joseph McCarthy) herrschte in den USA eine fast schon panische Angst vor dem Kommunismus, der sich nicht zuletzt darin niederschlug, dass der bloße Verdacht „anders“ zu sein ausreichte, um gesellschaftlich ausgeschlossen zu werden. Die ungerechte Verurteilung Susannahs ist sicherlich auch in diesem Licht zu sehen.
Susannah“ ist, nach Gershwins „Porgy and Bess“, die zweiterfolgreichste amerikanische Oper überhaupt. In den USA genießt das Stück den Status einer „Nationaloper“ – in Europa ist es, bis auf wenige Produktionen, seit der Uraufführung weitestgehend unbeachtet geblieben. 250 Produktionen gab es zwischenzeitlich, die allermeisten davon in den USA. „Susannah“ behandelt ein genuin amerikanisches Sujet in einem genuin amerikanischen Umfeld und bildet auch im Libretto das Idiom der Appalachen authentisch ab.

Musikalisch bedient sich Floyd immer wieder populärmusikalischer Elemente: Square Dance, Gospel, Jazz und Filmmusik sind stets präsent – diese spannende Mischung, gepaart mit Floyds unverkennbarem dramaturgischen Gespür machen „Susannah“ zur vielleicht amerikanischsten Oper überhaupt.
Susannah“ ist ein weiterer Höhepunkt in der Reihe modernen amerikanischen Musiktheaters am theaterhagen. Die unglaublich publikumswirksame Tonsprache Floyds bannt den Zuhörer bereits beim ersten Hören. Floyd beweist, dass auch für einen Komponisten des 20. Jahrhunderts die Grenze der Tonalität nicht überschritten werden muss, um Innovation und Individualität zu erzeugen.
Trotz der speziellen amerikanischen Verortung des Stoffes wohnt der Oper eine Aktualität und Gleichnisartigkeit inne, die eben nicht nur in fundamental-christlich geprägten Gegenden und nicht nur in der Entstehungszeit der 1950er Jahre nachvollziehbar ist. „Susannah“ wirft Fragen über jede Form des menschlichen Zusammenlebens auf und zeigt uns sehr deutlich, wie dünn der Lack der Zivilisation manchmal ist.

Musikalische Leitung: Bernhard Steiner; Regie: Roman Hovenbitzer; Ausstattung: Jan Bammes; Choreographie: Andre Baeta.
Mit: Jaclyn Bermudez, Charles Reid, Rainer Zaun, Jeffery Krueger, Raymond Ayers, James Wood, Richard van Gemert, Orlando Mason, Marilyn Bennett, Dagmar Hesse, Tanja Schun, Rena Kleifeld.

Weitere Vorstellungen am Fr 23.3., Mi 28.3., Di 10.4., Di 17.4., Fr 11.5., So 10.6.(18 Uhr), Do 14.6., So 17.6.(15 Uhr), So 24.6. (18 Uhr), jeweils 19.30 Uhr, wenn nicht anders angegeben.

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