„Ausverkauf“ in Marsberg: Komplette Produktionsanlagen gehen nach Polen
„Ausverkauf“ nach Polen gestartet: Das Unternehmen Kombi-Massiv-Bauelemente (KMB) im sauerländischen Marsberg hat damit begonnen, Firmenteile nach Polen zu verkaufen. „In dieser Woche hat der Abbau der Produktionsanlagen angefangen. Kolonnen aus Polen sind dabei, alles abzumontieren“, sagt Bodo Matthey von der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) Westfalen. Nach Informationen der IG BAU sollen insgesamt sechs komplette Anlagen nach Polen geliefert werden. Es handele sich dabei um Schalungen, die für die Herstellung von Fertigbetonteilen notwendig sind – „Beton-Gussformen“, mit denen Stützpfeiler und Querstreben (so genannte „Stützen“ und „Binder“) für Hallen und andere große Gebäude produziert werden.
„KMB-Chef Hermann Jakobs zieht damit den Beschäftigten den Arbeitsplatz unter den Füßen weg. Er verscherbelt Firmen-Tafelsilber und baut die polnische Konkurrenz gegen den heimischen Markt auf. Die Jobs im Sauerland gehen dabei endgültig verloren“, sagt Matthey. Künftig seien die Produkte, die bislang „made by Marsberg“ waren, als Billig-Importe aus Polen zu erwarten. Für IG BAU-Sekretär Bodo Matthey ist das „ein Schlag ins Gesicht aller Beschäftigten“. Er wertet den „Firmen-Abverkauf nach Polen als reinen Akt von Unternehmer-Willkür“.
KMB-Chef Jakobs reagiere damit offensichtlich auf den wochenlangen Streik. „Es spricht vieles dafür, dass die KMB-Geschäftsführung die eigene Belegschaft damit zur Machtprobe herausfordern will“, so Matthey. Die Reaktion der streikenden Beschäftigten sei jedoch eindeutig: „Der Unmut steigt und schlägt langsam, aber sicher in Wut um.“ Und die KMB-Chefetage tue alles dafür, damit sich die Stimmung noch weiter aufheize: Mit dem Verkauf der Produktionsanlagen habe KMB auch fünf Beschäftigte entlassen. Es waren streikende Facharbeiter.
Seit vier Wochen befindet sich rund die Hälfte der KMB-Arbeiter im Dauerstreik. Ziel des Arbeitskampfes ist eine tarifgerechte Bezahlung. Nach Angaben der IG BAU herrscht bei KMB seit neun Jahren „Lohn-Stillstand“ – solange warten die Beschäftigten bereits auf eine Angleichung an Tariflöhne. Darüber hinaus habe die KMB-Geschäftsführung in der Vergangenheit immer wieder Druck auf den Betriebsrat ausgeübt. „Die Beschäftigten streiken für ein Stück Lohngerechtigkeit – viele haben KMB schon frustriert den Rücken gekehrt und sich einen neuen Arbeitsplatz gesucht“, sagt Bodo Matthey. Insgesamt sei die Zahl der Beschäftigten in den vergangenen Monaten rasant gesunken – von 113 Mitarbeitern Anfang des Jahres auf derzeit nicht einmal mehr 80.
Es entstehe derzeit der Eindruck, als setze die KMB-Geschäftsführung alles daran, das Unternehmen herunterzuwirtschaften. Dabei können sich die Bilanzen durchaus sehen lassen: Nach Informationen der IG BAU Westfalen hatte die KMB GmbH im vergangenen Geschäftsjahr einen Jahresumsatz von gut 13,3 Millionen Euro. Das Unternehmen verfüge bei einem Stammkapital von 600.000 Euro über eine durchaus gute Bonität. „Sollten Hermann Jakobs und seine beiden Mitgesellschafter so weiterwirtschaften, dann hat das Marsberger Unternehmen seine besten Tage allerdings hinter sich. KMB-Chef Jakobs kann dann ja in Polen weitermachen. Auf berechtigte Widerstände bei Lohndrückerei wird er dort aber auch treffen“, so Matthey.
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