Dienstag, 28. August 2012

NGG Südwestfalen: Nur gesetzlicher Mindestlohn schützt Aufstocker vor Finanznot


160 Hartz-IV-Empfänger in Hagen mussten Kredit beim Jobcenter aufnehmen

Immer mehr Hartz-IV-Empfänger aus Hagen sind auf Kredite angewiesen. Darauf hat die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) Südwestfalen hingewiesen. Nach den aktuellsten Daten vom März haben 160 Hartz-IV-Empfänger in Hagen ein zinsloses Darlehen bei ihrem Jobcenter aufgenommen, so die NGG. Dies seien knapp 227 Prozent mehr als noch vor drei Jahren. Im Schnitt stehe jede Hartz-IV-Familie, die in Hagen als Bedarfsgemeinschaft ein Darlehen als Unterstützung erhalte, mit 385 Euro beim Jobcenter in der Kreide.

„So einen Kredit brauchen die Menschen dann, wenn plötzlich ein finanzieller Engpass kommt. Das kann die Stromrechnung sein, die höher ausfällt als erwartet. Genauso die kaputte Waschmaschine oder eine unerwartete Reparatur am Auto. Und auch Kleidung, die dringend notwendig ist und gekauft werden muss, weil sie secondhand nicht beschafft werden kann“, sagt Helge Adolphs. Der Geschäftsführer der NGG-Region Südwestfalen verwies darauf, dass ein Großteil der Hartz-IV-Empfänger Aufstocker seien: „Darunter sind viele, die sogar Vollzeit arbeiten. Was sie dabei verdienen, reicht allerdings nicht zum Leben.“

Schuld daran seien zu niedrige Stundenlöhne. „Wenn Menschen im Job mit Dumpinglöhnen so ausgebeutet werden, dass der Staat über Hartz-IV Geld zuschießen muss, dann muss auch dem letzten Politiker klar werden, dass wir einen Mindestlohn brauchen“, so Helge Adolphs. Dass es darüber hinaus immer mehr Betroffene gebe, die zudem einen Kredit beim Jobcenter aufnehmen müssten, mache deutlich, wie dramatisch die Entwicklung auf dem Niedriglohnsektor sei. „Es kann nicht sein, dass Menschen mit einem Stundenlohn von 5,70 Euro oder weniger nach Hause gehen müssen“, sagt Helge Adolphs. Besonders häufig treffe es Frauen.

Der NGG-Geschäftsführer fordert deshalb einen flächendeckenden Mindestlohn von 8,50 Euro. „Dabei darf die Branche und der Ort, an dem man arbeitet, keine Rolle spielen“, so Adolphs. Er erteilte damit der CDU eine Absage, die einen bundesweiten, gesetzlich festgelegten Mindestlohn nach wie vor als „falschen Weg“ bezeichne.

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