Freitag, 28. September 2012

3statt24: A40-Vollsperrung endet - Experiment gelungen - Patient lebt. Drei Monate Vollsperrung ersparen 24 Monate Verkehrsbehinderungen


(straßen.nrw). An diesem Wochenende geht die dreimonatige Vollsperrung der
A40 bei Essen zu Ende. Damit enden pünktlich die umfangreichen
Sanierungsarbeiten an der Autobahn und mehreren Brücken, darunter auch der
Stadtwaldbrücke, die über die Bahnlinie S6 führt.

Die Arbeiten mit einem Kostenvolumen von 20 Millionen Euro waren gebündelt und
während der Vollsperrung erledigt worden, um vereinzelte Baumaßnahmen und
Sperrungen, verteilt über einen Zeitraum von zwei Jahren, zu vermeiden. Die
Herangehensweise gilt als europaweit beachtetes Experiment. Das befürchtete
Verkehrschaos in Essen und auf den Ruhrgebietsautobahnen blieb vollständig aus. 

"Ich werde dem Bundesverkehrminister von unseren positiven Erfahrungen hier in
Essen berichten", kündigte NRW-Verkehrsminister Michael Groschek an, als er
heute (28.9.) auf Einladung des Landesbetriebes Straßenbau Nordrhein-Westfalen
die letzten Aufräumarbeiten in Augenschein nahm.

Drei Punkte hob Groschek besonders hervor: Die gute Zusammenarbeit der
Verkehrsträger Bahn und Straße habe für alle Vorteile gebracht. Die frühzeitige
Information und Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger nicht zuletzt dank der
umfangreichen Berichterstattung der Medien habe sehr zum Gelingen beigetragen.
Und es habe sich bewährt, dass im Vorfeld eine Planung bis ins letzte Detail
geholfen habe, bei der Durchführung reale Bauzeit und echtes Geld einzusparen.

"Ich danke dem Bauherren Straßen.NRW für die gute und pünktliche Erledigung
dieses anspruchsvollen Projektes. Ich war anfangs selbst skeptisch, habe mich
aber von den guten Argumenten und vom Selbstbewusstsein der Akteure überzeugen
lassen. Alle Beteiligten, Straßen- und Verkehrsplaner, Deutsche Bahn, Stadt
Essen, Polizei, Verkehrsbetriebe und die Baufirmen mit ihren Beschäftigten auf
der Baustelle haben hier wirklich an einem Strang gezogen und eine tolle
Leistung erbracht", sagte Groschek.

Modell für die Zukunft?

Inwieweit Baustellen im Schutz von Vollsperrungen ein Modell der Zukunft sein
könnten, müsse nun gründlich analysiert werden. Klar sei, dass einige
Voraussetzungen unbedingt vorliegen müssten: So müssten genügend
Alternativrouten für den Verkehr vorhanden sein. Diese bräuchten ausreichende
Kapazitäten, um Ausweichverkehr aufnehmen zu können. Der LKW-Verkehr dürfe nicht
so stark sein, das auf der Ausweichroute Störungen entstehen. Und die
Verkehrsführungen und Steuerungen durch Ampelanlagen in der Umgebung müssten
flexibel handhabbar sein. 

"Wenn die Voraussetzungen passen, ist für mich die Vollsperrung einer Autobahn
bei umfangreichen Baumaßnahmen immer wieder eine Option. Es ist sowohl für die
Autofahrer besser, wenn Sie brauchbare Ausweichstrecken haben, als auch für die
am Bau Beteiligten, wenn sie ohne Beeinträchtigung durch den laufenden Verkehr
arbeiten können", meinte Groschek. Bei vielen kommenden Sanierungsmaßnahmen von
Brücken werde sich die Frage der Vollsperrung stellen.

Verkehrschaos blieb aus

"Mit dem Abschluss dieser Mammutbaustelle im versprochenen Zeitrahmen haben wir
eine gute Basis gelegt, um in unserem Baustellenmanagement neue Wege zu gehen",
betonte Straßen.NRW-Geschäftsführer Ralf Pagenkopf in Essen. Für die
Wissenschaft sei die Sanierung der A40 ein geeigneter Grundstein für Forschungen
rund um das Management von Baustellen. 

Stolz zeigte sich Pagenkopf, dass vor allem auch das Umleitungskonzept
aufgegangen sei: "Die Verkehrsqualität hat kaum gelitten", so Pagenkopf, obwohl
der tägliche Verkehr auf der A52 in Richtung Westen um bis zu 50 Prozent
zugenommen hatte und auf der A42 um bis zu elf Prozent. Die durchschnittliche
Geschwindigkeit hatte sich dabei auf der A52 um 20 Prozent verringert und auf
der A42 um bis zu drei Prozent. Auf die weiter entfernt liegenden Autobahnen wie
A2 und A43 hätte sich die Sperrung kaum ausgewirkt. 

Zufrieden zeigte sich auch Essens Oberbürgermeister Reinhard Paß: "Nur durch die
enge Kooperation und Abstimmung aller Beteiligten konnte der Verkehr ohne große
Einschränkungen und Staus fließen und die umfangreichen Bauarbeiten in dieser
kurzen Zeitspanne so erfolgreich abgeschlossen werden. Dieses Projekt ist
beispielhaft", sagte Paß. 

Bis der Streifenwagen kommt

Das tatsächliche Ende der Vollsperrung kündigte Straßen.NRW-Projektleiterin
Annegret Schaber für die Nacht von Sonntag auf Montag an (30.9./1.10.). Bis
dahin folgen noch letzte Markierungsarbeiten und Arbeiten an den Übergängen der
Betongleitwände sowie Arbeiten an der Beschilderung. Fugen müssen noch
geschnitten werden, und die gesamte Strecke muss noch gereinigt werden. Im
Tunnel werden noch die Wände gereinigt und die Fluchttüren eingebaut.

"Spätestens um 5 Uhr Montag früh und damit noch vor Beginn des Berufsverkehrs
soll der Verkehr wieder rollen", versprach Schaber. "Dazu beginnen unsere
Fachleute ab Sonntagmorgen um acht Uhr auf der A40 in Fahrtrichtung Duisburg im
Bereich der Anschlussstelle Essen-Frillendorf mit dem Entfernen der
'Gelbmarkierung' und dem Abbau der Umleitungsschilder. Der Rückbau der Umleitung
im Bereich der Auffahrtrampe von der A52 auf die A40 in Fahrtrichtung Bochum
erfolgt im Laufe des Sonntagvormittags. Mit dem Rückbau im Bereich der
Anschlussstelle Essen-Zentrum in Fahrtrichtung Bochum ist ab Sonntagmittag zu
rechnen."

Während der Rückbauarbeiten wird der Verkehr in den jeweiligen Bereichen über
einen Fahrstreifen geführt, dann ist mit Behinderungen zu rechnen. Auf der
städtischen Umleitungsstrecke werden die Rückbauarbeiten ebenfalls am Sonntag
erfolgen. Die komplette großräumige Umleitungsbeschilderung wird im Laufe der
kommenden zehn Tage zurückgebaut. 

Voraussichtlich ab Sonntagabend wird der Verkehr auf der A40 in Fahrtrichtung
Bochum schon frei sein. Vor der Freigabe der Richtungsfahrbahnen wird ein
Streifenwagen der Polizei ein letztes Mal die Strecke abfahren und das Signal
geben, dass wieder Autos über die A40 fahren können. 

Drei Brücken und die Fahrbahn wurden saniert

In den vergangenen drei Monaten wurden im Verlauf der A40 bei Essen drei Brücken
instandgesetzt, die Sicherheitstechnik im Ruhrschnellwegtunnel verbessert, die
Fahrbahn saniert und erneuert sowie so genannter offenporiger Asphalt im "Schutz
der Vollsperrung" auf einem Abschnitt bei Mülheim eingebaut. 

Im Tunnel wurde dabei rund um die Uhr gearbeitet, auf der Autobahn und an den
Brücken im "Zwei-Schicht-Betrieb", damit nachts die Anwohner vom Baustellenlärm
verschont blieben. Die Idee zu dieser Vollsperrung war vor zwei Jahren
entstanden. Seitdem wurde mit der Stadt Essen, der Bahn, den Verkehrsbehörden,
der Polizei, der Bezirksregierung und dem Verkehrsministerium an der
Realisierung gearbeitet. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Stichwortsuche

Archiv