Freitag, 18. Januar 2013

DGB: "In der Kälte muss man zusammenhalten..."


(TV58.de) Wie bereits berichtet, kritisiert der DGB Ruhr Mark, dass es in den WAZ-Zeitungen keine Berichterstattung über die gestrige Kundgebung in Hagen und dem anschließenden Pressegespräch zur anstehenden Schließung der WR-Redaktionen gab. Um die Öffentlichkeit darüber zu informieren eröffnet der DGB u.a. über diesen Weg eine eigene Berichterstattung. Dies nicht zuletzt für die betroffenen WR-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter:

(DGB) In der Kälte muss man zusammenhalten – besonders in der sozialen. Deshalb erklären sich der Hagener Kreisverband der Grünen und der DGB-Bezirk Ruhr-Mark solidarisch mit den Beschäftigten der Westfälischen Rundschau. Rund 250 Menschen – festangestellte wie freie Journalistinnen und Journalisten  – stehen voraussichtlich ab 1. Februar 2013 ohne Job da - ein Desaster auch für ihre Familien.
Ab diesem Zeitpunkt wird die Westfälische Rundschau in allen noch bestehenden Lokalredaktion und der Mantelredaktion ohne Redakteure dastehen, die den Inhalt liefern. Er kommt lokal von Fremdverlagen und überregional aus der WAZ-eigenen Redaktion des „Content Desk“. Denn der Titel wird am Markt erhalten bleiben.
Als Riesenskandal werten Hagener DGB und Grüne, dass es offensichtlich nicht möglich sei, über die Kundgebung und die Diskussionsrunde in der Westfälischen Rundschau zu berichten. „Wir vermissen die Berichterstattung in der WR und wundern uns. was für ein Armutszeugnis ist das, dass die WR ihrer journalistischen Verantwortung nicht mehr professionell nachkommt!", fasst Jochen Marquardt als Geschäftsführer des DGB-Region Ruhr-Mark zusammen. In Hagen haben Lokalfunksender über die Veranstaltung berichtet. „Wenn man da Redakteurinnen und Redakteure eine Berichterstattung untersagt hat, ist das Zensur!" Bisher unveröffentlicht geblieben seien auch die Solidaritätsadressen, die zahlreiche Parteien und Institutionen an WR-Redaktionen geschickt haben, hat Marquardt beobachtet. „Das ist völlig unakzeptabel und hat keinerlei Bezug mehr zu journalistischer Objektivität!“
Während der Diskussion stellte Marquardt fest: „Wenn es faktisch nur noch eine Zeitung gibt, dann gibt es demnächst nur noch eine Meinung, die die Themen und  den Mainstream vorgibt.“ Als unglaublich bezeichnet Marquardt: „Das Zeitfenster der Bekanntgabe der Kündigungen: zwei Wochen! Das habe ich persönlich in noch keinem seriösen Betrieb erlebt. 

Den Beschäftigten habe man keinerlei Perspektiven aufgezeigt. Dabei müsse der Verlag die Kooperationen von langer Hand geplant haben. "So was stemmt man nicht von heute auf morgen."
Klar in seiner Solidarität war auch der Superintendent der evangelischen Kirche in Hagen Bernd Becker: „Ich bin tief betroffen und habe in der vergangenen Zeit mit beiden Zeitungen der Stadt gut zusammen gearbeitet. Unser Entsetzen und Unverständnis über die Entscheidung haben wir dem Verlagsvorstand bereits in einem Schreiben mitgeteilt.“
Im Vorfeld der DGB-Diskussionsrunde hatte der Kreisverband der Grünen zu einer Solidarkundgebung vor dem DGB-Haus an der Körnerstraße in Hagen eingeladen. Trotz der Kürze des Vorlaufs waren rund 30 Menschen dem Aufruf gefolgt. „Hier wird Hals über Kopf unsere Rundschau eingestampft!“, wettert Jürgen Klippert vom Kreisvorstand. „Das ist nicht nur menschlich eine Katastrophe, das ist auch ein Riesenproblem für die Demokratie!“ Wenn es künftig jeweils nur noch ein Medium am Ort gibt, sei die Meinungsvielfalt in Gefahr. Außerdem warnt Klippert davor, dass insbesondere Ältere vom Geschehen abgeklemmt werden. „Wenn man die Rundschau lesen will und nicht die Westfalenpost, bleibt einem nichts anderes übrig als abzubestellen. Damit erfährt man nichts mehr über Hagen.“ Die elektronischen Medien ersetzten zudem nicht das Produkt am Frühstückstisch.
Noch eklatanter gestaltet es sich in Dortmund. Dort werden künftig drei Titel am Markt erscheinen, die einen komplett identischen Lokalteil haben: den der Ruhr-Nachrichten. „In einer Gesellschaft gibt es verschiedene Ansichten, verschiedene Religionen, verschiedene Werte – das macht die Gesellschaft lebendig. Aber ausgerechnet auf dem Sektor, der diese Vielfalt transparent macht, herrscht regional bald Einfalt!“,kritisiert Regina Sparfeld-Möbus, Geschäftsführerin des Verdi-Bezirks Südwestfalen. Sie rückte die Betroffenen in den Fokus: „Das sind mindestens 250 Menschen und deren Familien betroffen. Die freien Journalisten sind sozial nicht abgefedert.“ Ihnen bleibt der Gang zum Jobcenter.

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