(WDSF – 21.03.2012) Ein Delfin wurde am vergangenen Sonntag-Abend in einer „Nacht- und Nebel-Aktion“, so das Wal- und Delfinschutz-Forum (WDSF), aus dem holländischen Delfinarium Harderwijk in einer sargähnlichen Kiste auf einer acht Stunden-Tour in den Tiergarten nach Nürnberg transportiert. Nach angeblich gravierenden Fehlern bei dem bereits sechsten Transport des Delfins spricht das Wal- und Delfinschutz-Forum (WDSF) von Tierquälerei und stellte Strafanzeige gegen die Tiergarten-Verantwortlichen.
Um 5 Uhr am Montagmorgen wurde die Delfindame Anke nach einem Transport aus Holland recht unsanft in das kalte Wasser der künstlichen Steinbruch-"Delfin-Lagune" befördert. Vor der Bauphase der "Delfin-Lagune" in Nürnberg war Anke im Jahr 2008 in das holländische Delfinarium Harderwijk transferiert worden. Dort sollte mit dem Delfin-Weibchen nach vielen Todesfällen in Nürnberg "auf Teufel komm raus", wie es WDSF-Chef Jürgen Ortmüller formuliert, gezüchtet werden.Trauriges Ergebnis: Anke hatte am 15.10.2011 erneut eine Totgeburt, nachdem sie am 18.03.2010 bereits ein Delfinbaby verloren hatte. Dass Anke nicht mit einem Spezialkran fachgerecht in das Beckenwasser in einem üblichen Spezialgurt, der die Brustflossen und die Schwanzflosse freihält, eingelassen wurde, grenze an Tierquälerei, so das WDSF. Tiergarten-Mitarbeiter hätten den Delfin aus der Kiste von einem Gabelstapler in einer Plastikplane transportiert. Den Höhepunkt des mangelnden Sachverstandes setze nach Ansicht des WDSF der Tiergarten-Direktor Dag Encke selbst, der an der Schwanzflosse des Delfin-Weibchens gezogen habe, um es ins Wasser zu befördern, wie Fotos auf der WDSF-Homepage (http://www.wdsf.eu/index.php/delfinarien/delfinarium-nuernberg/aktuell) beweisen würden. „Niemals würde ein Delfin-Fachmann einen Delfin an der Schwanzflosse ziehen. Dies kann schwere innere Wirbel-Verletzungen verursachen. Der Delfin Anke wurde bereits zum sechsten Mal in seinem Leben international transferiert“, so Ortmüller.
Den Transport aus der bedeutend größeren Freiluft-Lagune im holländischen Harderwijk in die Nürnberger Steinbruch-Lagune bezeichnet WDSF-Geschäftsführer Jürgen Ortmüller als tierquälerisches Delfin-Karussel: „Delfine sind äußerst sensible und soziale Tiere, die sich als Weibchen meist lebenslang innerhalb desselben Sozialverbandes tummeln. Das permanente Delfin-Karussel der Delfinarienbetreiber im selbst gegründeten Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP) dient einzig und allein dem Profit für die Nachzucht, die aufgrund des psychischen Stresses für die Meeressäuger nicht funktionieren kann. Gier ist kein guter Ratgeber und hat mit Tierschutz nicht das Geringste zu tun. Für mich sind solche Leute wie Dag Encke und seine Freunde im EEP Mörder von Tierschutzrechten.“
Der Transport der anderen vier Nürnberger Delfine in der Vorwoche vom geschützten Innen- in den Außenbereich ebenfalls in einer Plastikplane bei angesagten Frosttemperaturen hält das WDSF für lebensgefährlich für die sensiblen Meeressäuger. Ortmüller: "Zwei der Delfine, Moby und Jenny, haben schwere Nierenschäden und müssen täglich mit Flüssigkeit zwangsernährt werden. Da kann ein Temperaturschock tödlich wirken. Leider geht es dem Tiergarten offenbar nur um Profit und darum, die Delfine schnellstmöglich den Besuchern zu präsentieren. Offenbar ist den Tiergarten-Verantwortlichen durch den finanziellen Druck der Kostenexplosion bei den Baukosten von ursprünglich 10 auf jetzt 27 Millionen Euro für den Bau der Steinbruch-Lagune jeglicher Sachverstand abhanden gekommen." Das WDSF hat nach eigenen Angaben am Dienstag wegen Tierquälerei Strafanzeige gegen den Tiergarten Nürnberg gestellt.—
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