Die Gastronomie kämpft um guten Nachwuchs: 20 freie Azubi-Stellen haben Hotels und Gaststätten in Hagen derzeit bei der Arbeitsagentur gemeldet – von der Köchin bis zum Kellner. Eine Branche auf Azubi-Suche. „In den Küchen, an den Theken und am Hotelempfang wird der Nachwuchs knapp. Ein Sinkflug bei den Bewerberzahlen – das ist das Schlimmste, was der Hotel- und Gastronomiebranche in Hagen passieren kann“, sagt Monika Brandt. Die Geschäftsführerin der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) Südwestfalen macht sich deshalb für eine „Azubi-Offensive“ bei den laufenden Tarifverhandlungen stark. Sie will damit die Qualität der Ausbildung verbessern, die Arbeitsbedingungen attraktiver machen und den Lohn steigern.
Die NGG Südwestfalen nennt Gründe, warum die Gastronomie für Jugendliche bei der Berufswahl einen bitteren Beigeschmack hat: „Die Arbeitszeiten sind ein großes Problem. Der Gast kommt morgens, mittags, spätabends oder sogar nachts, dazu meistens unerwartet. Dann will er gut und preiswert bekocht werden – und natürlich einen prima Service. Alltags genauso wie an Sonn- und Feiertagen“, so Monika Brandt. Der typische „Gastro-Arbeitsrhythmus“ gehe zu Lasten sozialer Kontakte.
Zudem sei das Klima in den Küchen immer noch rau. „Die Küchen, in denen die Pfannen fliegen, werden weniger. Trotzdem muss sich in der gesamten Gastronomie in Hagen bei den Arbeitsbedingungen dringend etwas ändern. Und dazu gehört auch die Bezahlung“, sagt die Geschäftsführerin der NGG Südwestfalen. Die Gewerkschaft rückt deshalb jetzt die Ausbildungsbedingungen bei den Tarifverhandlungen mit dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) Nordrhein-Westfalen in den Mittelpunkt.
Ein Koch bekommt zu Beginn seiner Ausbildung nach Angaben der NGG Südwestfalen derzeit 543 Euro brutto pro Monat. „Die Lehrjahre in der Küche sind hart. Dafür hat ein Azubi am Monatsende mehr im Portemonnaie verdient. Deshalb wollen wir erreichen, dass die Ausbildungsvergütungen deutlich angehoben werden“, sagt Monika Brandt. Damit lasse sich die Arbeit in der Küche dann auch anerkennen.
Darüber hinaus will die NGG die Chefs von Gaststätten und Hotels in Hagen in die Pflicht nehmen, den Azubis die Berufskleidung und das Handwerkszeug zu stellen. „Es kann nicht sein, dass eine Servicekraft ihr schwarz-weißes Kellneroutfit vom Azubi-Lohn abstottern muss. Oder dass eine Köchin ihr eigenes Messer-Starterset für 150 Euro und mehr vom Taschengeld bezahlt“, sagt die Gewerkschafterin. Das gleiche gelte für die Schulbücher und die Fahrtkosten zur Berufsschule.
„Immerhin profitieren die Arbeitgeber von einer guten Ausbildung. Ohne gut ausgebildete Fachkräfte können die Gastronomen ihre Schürze an den Nagel hängen. Und das wissen sie auch“, so Brandt. Die Geschäftsführerin der NGG Südwestfalen erwartet deshalb, dass „der DEHOGA bereit ist, bei einer Qualitätsverbesserung in der Ausbildung mitzuziehen“. In den Betrieben müsse sich dann einiges ändern. „Dass Azubis nachmittags nach dem Berufsschulunterricht noch einmal in die Spülküche, an den Herd oder an die Theke müssen, hält sie vom Lernen ab. Dass viele zusätzlich rund um die Uhr für Mehrarbeit zur Verfügung stehen sollen, damit muss endgültig Schluss sein“, sagt Monika Brandt.
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