Montag, 1. Oktober 2012

Kein Trauerspiel: „Nur ein Tag“ - Premiere im Lutz


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Foto: theaterhagen
(HL.) Genauso wie sich viele Menschen in der Region über die neuen Stücke im Spielplan für die Bühne des großen Hauses am theaterhagen freuen, freut man sich über das, was bis in den Sommer 2013 das Lutz, die junge Bühne am theaterhagen, zu bieten hat. Die Auftaktpremiere „Nur ein Tag“, ein Stück von Martin Baltscheit, am Sonntag (30. September) entschädigte für die lange Spielplanpause jedenfalls gewaltig. Minutenlanger tosender Applaus in einem ausverkauften Lutz hat das unterstrichen. Auch die vielen begeisterten Gesichter und Meinungen des Publikums nach der Premiere ließen keinen Zweifel aufkommen: das Stück und das was alle am Stück Beteiligten da wieder auf die kleine Bühne brachten und in weiteren sieben Vorstellungen bringen werden ist ganz großes Theater.

In „Nur ein Tag“ behandelt Martin Baltscheit das schwierige Thema Sterben und Tod. Ein Thema, dem viele von uns gerne ausweichen, auch und gerade im Dialog mit Kindern und Jugendlichen. Der in Düsseldorf lebende erfolgreiche Autor birgt viele Talente in sich und hat auch schon so manches Hörspiel vertont. Er beherrscht die richtige Sprache für die jungen Menschen. In „Nur ein Tag“ besteht er den schmalen Grad, ein solch ernstes Thema zugleich in den Vorder- als auch in den Hintergrund zu stellen. Denn das was bei der Premiere zu sehen ist, ist keineswegs ein Trauerspiel. Die Handlung, die Dialoge und Form wie es die drei Profidarsteller Jenna Schulz, Firat Baris Ar und Sebastian Kolb dem Publikum vermitteln treffen immer wieder die Lachmuskulatur und sorgen für so manchen Szenenapplaus. Dabei ist die Handlung längst jedem bekannt: Ein Fuchs und ein Wildschwein beobachten an einem Tümpel wie eine Eintagsfliege schlüpft. Sie sind gleichzeitig fasziniert von dieser „Geburt“ und der Schönheit dieses Wesens und zugleich traurig, dass sie nach einem Tag von dieser durchaus schlauen Fliege wieder Abschied nehmen müssen. Freude und Trauer löst das bei den Beiden genau so aus, wie die Verantwortung für einen schönen Lebenstag der Eintagsfliege zu sorgen. Die Trauer schwebt im Hintergrund der Freude, letztere überwiegt und zeigt wie schön das Leben ist und wie wichtig es ist, das Leben zu genießen. Und gerade weil die Handlung bekannt ist, sucht man zumeist vergeblich nach der Trauer in dem Stück, denn es ist humorvoll-witzig und lebensbejahend mit viel Tiefgang.

Und genau so agieren auch die drei jungen Schauspieler denen die Hagener Lutz-Bühne schon längst bekannt ist. Sie nehmen, jeder für sich, das Publikum für eine gute Stunde derart begeisternd mit auf die Reise, so dass sich so mancher am Ende fragt, wer denn nun die Hauptrolle gespielt hat. Firat Baris Ar überzeugt bereits zu Beginn alleine durch seine Talente mit unerreichter Bewegung, Gestik und Mimik sowie erst Recht später in den Dialogen. Ohne die beiden anderen Darsteller in den Hintergrund zu stellen, scheint er über das ganze Stück hinweg zu dominieren. Jenna Schulz entfaltet als Eintagsfliege annähernd die ganze Bandbreite ihrer bewundernswerten Facetten-Vielfalt. Innerhalb kürzester Zeit schafft Sie den glaubwürdigen Wechsel zwischen ihrem jungen, heraussprühenden und lebensfrohen Ausdruck der förmlich in einen selbst überzugehen scheint, dem Verschlossenen, der Dramatik, dem Kritischen und der Trauer. Sebastian Kolb als „schlauer“ Fuchs punktet wiederum mit seiner pfiffigen, jugendlichen Art gepaart mit einer guten Portion Charm und Gentleman. Soviele „Gute Zutaten“, die herausragende Leistung und Koordination der versierten Regisseurin Miriam Michel und von einem tollen, jungen Technikteam nicht zu vergessen, bringen Lust auf mehr. Nicht zuletzt in einer wunderbar frischen, grünen, phantasievollen Atmosphäre, wie sie wieder einmal Jeremias Vondrlik geschaffen hat.

Die 60 Minuten verfliegen viel zu schnell und man möchte gerne mindestens eine Zugabe sehen. Aber nicht nur das Erlebte bleibt lange tief in einem drin, auch der andere Umgang mit dem Leben und dem Tod verweilt nicht nur im Kurzzeitgedächtnis.

Wieder einmal ein Stück in einem Jugendtheater, das alle Generationen erreicht, so will es auch der Autor Martin Baltscheid, der extra zur Premiere ins Lutz nach Hagen gekommen ist.

Leider nur sieben weitere Vorstellungen von „Nur ein Tag“ stehen bis Mitte November auf dem Lutz-Spielplan. Wer das Erlebnis auf der Jungen Bühne selbst spüren will, sollte unter www.theater.hagen.de schnell buchen.

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