Kammersänger Horst Fiehl (Foto: theaterhagen) |
Horst Fiehl wusste bereits als Dreijähriger, der die klassische Musik aus dem Radio liebte, dass er Sänger werden wollte.
Er lernte zunächst Geige spielen und hatte mit 15 Jahren die erste Gesangsstunde. Seine Bühnenlaufbahn begann er als 22-jähriger im Chor der Bayerischen Staatsoper. Dort lauschte er von der Seitenbühne so großartigen Sängern wie Hermann Prey und Fritz Wunderlich und beschloss, dass die Zeit für eine eigene solistische Laufbahn gekommen war. Die begann in Würzburg und führte über Koblenz schließlich ans theaterhagen, dem er nun seit 40 Jahren die Treue hält.
Horst Fiehl hat in Hagen ein äußerst umfangreiches Repertoire gesungen. Seine besondere Liebe gilt
den italienischen Komponisten, daher seien hier nur zwei Partien erwähnt, die sich besonders tief ins
Gedächtnis seiner Bewunderer gegraben haben: Sein Germont, mit dem er in einer äußerst
umstrittenen Inszenierung von „La Traviata“ das Publikum zu Tränen rührte, und sein Rigoletto, der
beinahe gar nicht herausgekommen wäre: Zwei Tage vor der geplanten Premiere stellte man fest,
dass das Dach des Hagener Theaters akut einsturzgefährdet war, es durften keine Zuschauer mehr
das Gebäude betreten. Doch dann wurde eine sehr ungewöhnliche Lösung gefunden: „Rigoletto“
wurde nicht in Hagen, sondern in Leverkusen zur Aufführung gebracht. Das Ensemble spielte in
diesem fremden Haus den „Rigoletto“ vor Zuschauern, die eigens mit Bussen von Hagen nach
Leverkusen gebracht worden waren – ein Erlebnis, dessen Erwähnung noch heute Beteiligten wie
Besuchern ein Leuchten in die Augen zaubert. Im Zentrum der Aufführung Horst Fiehl, der der
Titelpartie alles verlieh, was Gesangskunst zu transportieren vermag: Seele, Lebendigkeit, Strahlkraft,
Bösartigkeit und innigste Liebe. Die Aufführungen waren Sternstunden des Theaters.
Fragt man Sängerinnen und Sänger, die einen Teil des Weges mit ihm gegangen sind, fallen schnell
Worte, die bezeichnend sind für die prägende Kraft, die Horst Fiehl für das theaterhagen immer
gewesen ist: Seine Professionalität, Gesangskultur und Bühnenpräsenz waren ein Maßstab für das
Ensemble. Im Jahr 2000 wurde ihm der Titel Kammersänger verliehen – als erstem Sänger der Stadt
Hagen überhaupt.
Horst Fiehl hat Hagen die Treue gehalten und ist weiterhin Teil des Ensembles. Dass er, der auf
seinen 73. Geburtstag zusteuert, weiterhin dabei ist, wenn neue Produktionen erarbeitet werden, ist
ihm immens wichtig. Wenn er sagt, Theater sei sein Leben gewesen, so ist das frei von jeglicher
Koketterie – es ist eine Tatsache. Zu Beginn dieses Jahres feierte er ein Jubiläum, das nur wenige
Theaterkünstler erreichen: Vor genau fünfzig Jahren stand er zum ersten Mal auf der Bühne. Das
theaterhagen gratuliert von Herzen!