Dienstag, 29. Januar 2013

Was kostet ADHS? Studie zeigt: Nicht die Pillen sind teuer


Rund 600.000 Kinder und Jugendliche in Deutschland leiden nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts an dem Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom - kurz ADHS.
Ärzte behandeln es häufig mit dem Wirkstoff "Methylphenidat", besser 
bekannt unter dem Handelsnamen Ritalin. Die Verschreibungsmengen 
steigen seit Jahren deutlich. Allerdings: Die größten Kostentreiber 
in der Behandlung von ADHS sind nicht die Medikamente. Eine Studie 
des Wissenschaftlichen Instituts der Techniker Krankenkasse für 
Nutzen und Effizienz im Gesundheitswesen (WINEG) in Kooperation mit 
der Leibniz Universität Hannover und der Universität Bielefeld zeigt:
Die größten Ausgabeposten in der Behandlung von ADHS-Kindern sind mit
44 Prozent Verhaltenstherapie und Heilmittel wie zum Beispiel 
Ergotherapie. "Dafür geben die Kassen pro Jahr und Patient 
durchschnittlich 1.704 Euro aus", weiß Professor Dr. Roland Linder 
vom WINEG, der die Studie geleitet hat.

  Nach den Therapien folgen die Ausgaben für ambulante Behandlung 
(22 Prozent) und stationäre Versorgung (21 Prozent). "Für die 
Arzneimittel belaufen sich die durchschnittlichen Kosten pro Jahr und
Kopf auf 483 Euro. Das entspricht nur zwölf Prozent der 
Gesamtausgaben", so Linder.

  Die Studie ergab außerdem: Kinder mit ADHS leiden 
überdurchschnittlich häufig an Begleiterkrankungen. "Diese erklären 
auch die höheren Ausgaben im stationären und ambulanten Bereich", 
erklärt der Wissenschaftler. So haben Schüler mit ADHS zum Beispiel 
15-mal häufiger als nicht betroffene Kinder mit Lernstörungen zu 
kämpfen. Depressive Phasen treten bei ihnen rund fünfmal häufiger 
auf. Auch das Verletzungsrisiko ist höher. "Ein lebhaftes ADHS-Kind 
ist impulsiv und tobt mehr. So kommt es zum Beispiel auch schneller 
zu Unfällen", weiß Linder.

  Insgesamt belaufen sich die Ausgaben pro ADHS-Patient und Jahr auf
3.888 Euro. Der Vergleich zu einer alters- und geschlechtsgleichen 
Kontrollgruppe zeigt: Die Kassen geben für einen Patienten mit ADHS 
pro Jahr 2.902 Euro mehr aus als für ein Kind ohne die Diagnose.

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