(Hans Leicher.) „Am Aschermittwoch ist alles
vorbei...“, „Sieben Wochen ohne...“, und Ostern geht es wieder
los. Viele haben sich in dieser Zeit Gedanken gemacht, wie sie das
anstellen - so ohne Fleisch, Alkohol, Süßigkeiten oder was auch
immer sie sich so selbst auferlegt haben. Immerhin: die guten Vorsätze
sind relativ, das kennt jeder von den Neujahrsgrundsätzen. Haben Sie
sich an Silvester vorgenommen, nicht mehr zu rauchen? Und was ist
übrig geblieben? Ah, Sie haben es bis dato geschafft! Herzlichen
Glückwunsch! Halten Sie durch!
Dennoch: aufgrund der jüngsten
Berichte, die nur „jüngst“ sind, weil sie das heuer ans
Tageslicht gebracht haben, was schon auf mindestens monatealten
Fakten beruht, löst derzeit das Wort „Fastenzeit“ bei manchem
etwas aus, was sich nicht unbedingt gut anfühlt.
Da machen sich
Menschen in unserem konsumtechnischen Überfluss Gedanken, wie sie
von einigem des Überflusses für einige Wochen wegkommen, wie sie
einem selbst auferlegten Grundsatz standhalten können und andere
Menschen wissen nicht einmal wie sie aufgrund ihrer Armut bis zum
nächsten Monatsersten ihren Hunger und den Hunger ihrer Angehörigen
stillen können. Nein, wir reden nicht von Afrika oder anderen von
der Hunger-Katastrophe betroffenen Ländern. Wir reden über uns,
hier in Deutschland, in Nordrhein-Westfalen, wir reden von Hagen und
der Region und vielleicht über die direkte Nachbarschaft. Zugegeben,
so hungerleidend wie in Katastrophenländern sind wir hier nicht aber
dennoch drückt hier der Hungerbauch mehr Menschen als viele es
vermuten. „Sollen sie arbeiten gehen und Geld verdienen“, wird
mancher sagen und dieser Satz wird in dieser Zeit viele dieser
Menschen die auf „Stütze“ angewiesen sind fast vergleichbar so
treffen, als würde man einem Menschen mit angeborener schwerer
Behinderung den Satz verpassen: „Jeder Mensch ist seines Glückes
Schmied.“
Die Zeiten haben sich geändert und die
Zeit spaltet immer mehr die Menschen zwischen Sonnen- und
Schattenseite des Lebens. Wer wegsieht verpasst die Realität. Immer
mehr Menschen sind in diesem Land und auch in dieser Stadt auf
soziale Hilfen angewiesen. Betrachtet man die Analysen für die
Zukunft, dann werden sich viele Menschen denen man es nicht wünschen
mag in einigen Jahren auf der Schattenseite wiederfinden.
Soziale Hilfen sind auch Hilfen, die
aus caritativen Einrichtungen kommen. Die „Tafeln“, die
Suppenküchen, die sozialen Kaufhäuser... sie sind für viele Menschen
oft die letzte Rettung über den Monat hinweg. Aber das System kann
nur funktionieren, wenn etwa aus dem Überfluss abgegeben wird. Und
machen wir uns nichts vor: Es gibt ihn, den Konsum-Überfluss. Und es
gibt sie, die Waren die weggeworfen werden. Es gibt sie, die Früchte,
die mit Baumaschinen plattgewalzt werden, damit die Preise
hochgehalten werden können. „Wer morgen mein fast abgelaufenes Zeug bei der Tafel auf Berechtigungsschein holt, der kauft mein Zeug doch heute nicht bei mir für bares Geld“, mag sich so
mancher Kaufmann denken. Hierüber sollten viele nachdenken. Denn
dieses Denk-Prinzip kann sich in viele Richtungen drehen; zum
Negativen wie zum Positiven.
Vielleicht finden ja auch PR- und Marketing-Experten in dieser sogenannten konjunkturschwachen Zeit ein neues Betätigungsfeld? Beispiel: Den traurig aussehenden Salatkopf nicht einfach in den Supermarkt-Schredder werfen, sondern mit einem (umweltfreundlichen) Hinweis versehen wie: "Dieser nicht mehr so ganz glücklich aussehende aber immerhin noch vitaminreiche Salatkopf wird Ihnen präsentiert von Murks & Co., Ihrem freundlichen Supermarkt um die Ecke." Mit dem Hintergrund: Wenn der heute zahlungsunfähige Kunde das liest, wird er aus Dankbarkeit bei uns kaufen wenn er wieder bei Kasse ist.
Vielleicht finden ja auch PR- und Marketing-Experten in dieser sogenannten konjunkturschwachen Zeit ein neues Betätigungsfeld? Beispiel: Den traurig aussehenden Salatkopf nicht einfach in den Supermarkt-Schredder werfen, sondern mit einem (umweltfreundlichen) Hinweis versehen wie: "Dieser nicht mehr so ganz glücklich aussehende aber immerhin noch vitaminreiche Salatkopf wird Ihnen präsentiert von Murks & Co., Ihrem freundlichen Supermarkt um die Ecke." Mit dem Hintergrund: Wenn der heute zahlungsunfähige Kunde das liest, wird er aus Dankbarkeit bei uns kaufen wenn er wieder bei Kasse ist.
Und wenn an diesem Mittwoch Mitglieder
des Hagener Sozialausschusses nachgefragt haben, wessen Aufgabe es
eigentlich ist, die existenziellen Bedürfnisse des Menschen zu
befriedigen, dann ist diese Frage sicherlich wichtig und grundlegend.
Sie stellen zu müssen ist für dieses Land aber annähernd
peinlich.
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