Donnerstag, 26. April 2012
BBL: Der Gewinner bleibt drin: Endspiel gegen Gießen
Da hat sich Phoenix Hagen durch 33 lange Spieltage gekämpft - und am Ende ist doch alles wie im Pokal. Eine Partie entscheidet über den Abstieg. Am Samstag um 20 Uhr müssen die Feuervögel in der ENERVIE Arena gegen die LTi GIESSEN 46ers gewinnen. Die Formel ist einfach: Der Verlierer steigt ab – und zwar live und zur Prime Time bei SPORT1.
Das ist die Ausgangslage: Gewinnt Phoenix, dann ist alles ganz einfach.
Gießen bliebe mit 18 Punkten Vorletzter, steigt damit ab. Gewinnt Gießen,
könnten kuriose Situationen eintreten, die aber alles eines gemeinsam
hätten: Phoenix wäre der Verlierer! Gewinnen gleichzeitig Ludwigsburg (in
Oldenburg) und Trier (gegen Göttingen), dann wären nur Hagen und Gießen
punktgleich. Die 46ers wären über den direkten Vergleich gerettet.
Unterliegt Phoenix gegen Gießen und gleichzeitig auch Ludwigsburg in
Oldenburg, wären Hagen, die 46ers und Ludwigsburg punktgleich. Der
Dreiervergleich sähe Phoenix als Verlierer und zweiten Absteiger. Würde
zusätzlich auch noch Trier gegen Göttingen unterliegen, wäre auch Trier
punktgleich mit dem Trio. Es käme zum Vierervergleich – und auch da würde
Phoenix den Kürzeren ziehen.
Gießen ist seit letztem Samstag Vorletzter, seit der 56:76-Heimniederlage
gegen Bonn. Für Trainer Björn Harmsen war das allerdings kein Maßstab: „Wir
haben ein Finale in Hagen und müssen dieses Spiel gewinnen. Die Leistung
gegen Bonn war nicht aus bösem Willen, sondern sie war eine Lähmung. Wir
werden in Hagen mehr zeigen.“ Das Hinspiel gegen Phoenix gewannen die
Hessen mit 86:75. Und auch die Zusammensetzung des Kaders lässt eigentlich
mehr erwarten, als einen Abstiegsplatz.
Die LTi 46ers verfügen über eine ganze Reihe von Basketball-Routiniers, die
seit Jahren auf hohem Niveau spielen. Da wäre der 35-jährige Center Elvir
Ovcina (11,3 Punkte, 6,5 Rebounds), an dessen Seite mit Koko Archibong
(ehemals Berlin und Frankfurt) und Chad Prewitt (ehemals Ludwigsburg und
Quakenbrück) zwei überaus namhafte Power Forwards stehen. Hinzu kommt der
robuste Centerspieler Robert Oehle.
Der Serbe Radenko Pilcevic organisiert das Spiel. Mit Top-Scorer Barry
Stewart (13,4 Punkte) und Wayne Bernard (9,2 Punkte) verfügt Björn Hamsen
über zwei weitere Guards mit Erstliga-Erfahrung. Achmadschah Zazai und
Mathias Perl entlasten auf den kleinen Positionen. Zwei Akteure fehlen den
46ers allerdings: Maurice Jeffers muss schon die gesamte Rückrunde über
wegen einer Knieverletzung passen. Aufbauspieler Albert King Nolen fällt
zudem mit einem Muskelfaserriss im Oberschenkel aus und ist bereits in die
USA abgereist.
Gießen wird mit knapp 400 Fans nach Hagen kommen. Die Mannschaft der LTi
46ers reist indes über den Umweg Heidelberg an, wo seit Donnerstag ein
Trainingslager abgehalten wird. „Es ist ein echtes Finale. Es geht um
alles“, weiß Björn Harmsen. Er glaubt aber nicht, dass seine Mannschaft
nach 46 Jahren ununterbrochener Zugehörigkeit zur ersten Liga am Samstag
etwas zu verlieren hat: „Wir spielen nicht gegen etwas, sondern für den
Klassenerhalt. Das gibt deutlich mehr Motivation und nimmt gleichzeitig die
Angst und die Nervosität!“ Harmsen setzt dabei auf Routine: „Wir haben
genug erfahrene Spieler im Team, die bereits viele Sachen in ihrer Karriere
erlebt haben.“
Die Feuervögel konnten in den letzten Tagen etwas für ihr Selbstvertrauen
tun. Das liegt einmal an den beiden Siegen gegen Bayreuth (94:76) und in
Göttingen (85:74) und dem damit verbundenen Verlassen des zweiten
Abstiegsplatzes. Mut macht aber auch die Trainingssituation: „Wir konnten
erstmals seit längerer Zeit wieder die ganze Woche mit dem kompletten Kader
arbeiten“, berichtet Trainer Ingo Freyer. Auch Eddie Seward und Adam
Constantine, die in der letzten Woche aussetzen mussten, sind seit Montag
wieder voll im Training. Von seinen Spielern erwartet Freyer nur eines:
„Egal, wer auf dem Feld steht: Jeder Spieler muss in jeder Sekunde alles
geben!“ So, wie er es zuletzt in Göttingen gesehen hat. „Das ist mir beim
Videostudium des Spiels noch einmal aufgefallen: Wir waren eigentlich über
die gesamte Zeit sehr aggressiv. Das muss uns wieder gelingen.“
Die Drucksituation will Ingo Freyer gar nicht wegreden: „Aber es ist auch
eines dieser Spiele, von denen man im Erfolgsfall noch Jahre später
spricht. So, wie beispielsweise bei unserem Aufstiegsspiel in Bayreuth oder
wie vor zwei Jahren in Düsseldorf, als es um den Klassenerhalt ging.“ Was
für den Erfolgsfall erforderlich ist, bringt der Coach auf einen kurzen
Nenner: „Wir brauchen unbändige Willenskraft und die bedingungslose
Unterstützung der Fans.“ Schachspielen will er am Samstag nicht: „Gießen
hat sicher mehr Routine und die namhafteren Spieler. Und natürlich bereiten
wir uns auf den Gegner vor. Aber es geht diesmal weniger um Taktik, es geht
um Herz!“
Für die Partie gegen Gießen konnte Phoenix Hagen einen neuen Partner
gewinnen: Die radiologische Praxis im Evangelischen Krankenhaus ist am
Samstag mit einer Werbefläche auf dem Phoenix-Trikot vertreten. „Wir
begrüßen die Radiologie Unna-Kamen-Werne-Hagen im Kreise der
Phoenix-Famile“, freut sich Hagens Geschäftsführer Oliver Herkelmann.
Vor dem Endspiel:
Co-Trainer Steven Wriedt im Gespräch
Das Finale um den Klassenerhalt am Samstag gegen Gießen: Wie ist das
Phoenix-Team drauf, Steve?
Wir hoffen natürlich, dass alle Spieler ihre Leistungen abrufen können und
sich komplett auf das Spiel fokussieren, sodass wir am Ende noch immer in
der ersten Liga spielen!
Macht dir der Sieg in Göttingen (85:74) am letzten Samstag Mut?
Wir sind dort unheimlich gut ins Spiel gestartet und hatten schnell einen
hohen Vorsprung. Göttingen konnte die Sache im dritten Viertel zwar noch
einmal eng gestalten, aber wir hatten immer die richtige Antwort. Das Spiel
gegen Gießen wird natürlich ein sehr harter Kampf. Eine erneute frühe
Führung wäre darum hilfreich!
Wie habt ihr euch vorbereitet?
Wir hatten viele Trainingseinheiten in der Halle und ebenso viele
Videoanalysen. Zusammen sollten diese Trainingseinheiten das Team darauf
vorbereiten, selbstbewusst genug zu sein, um mit jeder Situation richtig
umzugehen!
Wie genau gehen die Spieler mit der speziellen Drucksituation um?
Ich denke jeder unserer Spieler versteht, wie wichtig diese Partie ist.
Grundsätzlich ist so etwas für Spieler aber sehr attraktiv, eben ein
richtiges Finale. Wir versuchen zu erreichen, dass sich die Spieler auf all
die kleinen Dinge fokussieren, die wichtig sein werden. Aber abgesehen
davon, dass die Jungs wirklich wissen, worum es geht, werden sie auch von
den Fans ordentlich gepusht werden. Das wird ihnen helfen, um zu bestehen!
Wie ist das Gefühl in der Mannschaft?
Ich weiß, dass einige der Jungs in ihrer Freizeit pokern. Das bedeutet,
dass sie wissen, was „All in“ heißt. Es ist ein Spiel, bei dem es wirklich
um alles geht – fast wie bei einer Meisterschaft!
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