Dienstag, 24. April 2012

OSTHAUS MUSEUM HAGEN; GESCHICHTE DES HAUSES

Am kommenden Sonntag, den 29.04.2012, findet um 11:15 Uhr eine einstündige öffentliche Führung zur Geschichte des Hauses statt.
Das von Karl Ernst Osthaus 1902 in Hagen gegründete Museum Folkwang wurde schnell als weltweit erstes Museum für zeitgenössische und moderne Kunst berühmt. In den von Henry van de Velde im Jugendstil gestalteten Innenräumen wirkten Kunstwerke verschiedener Epochen und Kulturkreise organisch zusammen. Nicht nur mit diesem ungewöhnlichen Ausstellungskonzept verfolgte Osthaus das Ziel, Kunst und Leben zu versöhnen. Die Schwerpunkte der damaligen und der heutigen Sammlung bildet die Kunst der Klassischen Moderne, besonders des Expressionismus. 

Der Eintritt beträgt 6 EUR, das Führungsentgelt 5 EUR. Treffpunkt: Foyer des Kunstquartiers. Eine Anmeldung ist nicht notwendig. Es wird jedoch um Verständnis gebeten, nur eine begrenzte Teilnehmerzahl zulassen zu können. 

OSTHAUS  MUSEUM  HAGEN;  GESCHICHTE  DES  HAUSES

In der westfälischen Industriestadt Hagen öffnete im Sommer 1902 das Folkwang-Museum seine Pforten. Seine Gründung verdankte es einem kunstsinnigen, vermögenden Mann: Karl Ernst Osthaus (1874-1921). 

Der junge Museumsgründer hatte den belgischen Architekten Henry van de Velde engagiert, der mit der Museumseinrichtung das erste öffentliche Gebäude Deutschlands im "Neuen Stil" schuf. In dem einzigartigen Ambiente der organischen Innenarchitektur beeindruckte eine Fülle von Werken der zeitgenössischen Kunst, u. a. von Paul Signac, Auguste Renoir, Vincent van Gogh, Paul Gauguin und Auguste Rodin. 

Das Folkwang erlangte bald den Ruhm als weltweit erstes Museum für zeitgenössische Kunst. 

Osthaus setzte sich intensiv mit den neuesten Strömungen in Kunst, Kunstgewerbe und Architektur auseinander. Er war bereit, sich noch nicht etablierten, doch überzeugenden Ansätzen zu öffnen, wie eine Ausstellung mit Arbeiten der "Brücke" im Sommer 1907 belegt, die eine der ersten Museumsausstellungen der jungen Künstlergemeinschaft war. 

Osthaus nahm die Avantgarde vor Angriffen in Schutz: "Es wäre unrecht, Künstlern die Möglichkeit zum Ausstellen zu versagen, weil sie Widerspruch hervorrufen könnten. Der Zweck unserer Anstalt ist nicht, die Menschheit vor Entwickelung zu schützen." 

Zwei Jahrzehnte lang holte Karl Ernst Osthaus durch seine Museumsarbeit das aktuelle nationale und internationale Kunstschaffen in die Industrieregion und wirkte von da aus wiederum über die regionalen Grenzen hinaus. 
Die Präsentation der Avantgarde machte das Hagener Folkwang zu einem starken Magneten, der viele Kunstbegeisterte anzog. 

Mit vielen Künstlerinnen und Künstlern, wie Ernst Ludwig Kirchner, Emil Nolde oder Alexander Archipenko pflegte Osthaus einen intensiven Kontakt, stellte ihr Werk in monographischen Ausstellungen vor und kaufte für seine Sammlung zahlreiche Arbeiten an. Osthaus trug neben anderen progressiven Museumsleitern, Kunsthändlern, privaten Mäzenen, Kritikern und Verlegern dazu bei, in der konservativen Wilhelminischen Ära ein geistiges Klima zu schaffen, das Voraussetzung für die Etablierung der Moderne war. 

Seine Initiativen speisten sich aus der Überzeugung, dass die von der Kultur unberührte Provinz stärker als die kunstgesättigte Metropole, der geeignete Boden für künstlerische Innovationen war. 

Allerdings wurde Osthaus' Kunstmission im lokalen und regionalen Bereich, auf den sie eigentlich zielte, mehr oder minder ignoriert. Hauptsächlich in den Kunstzentren, gegen deren Dominanz und Einfluss er sich abzusetzen versucht hatte, wurde sein Engagement wahrgenommen. 

Osthaus vertrat zudem die Überzeugung, dass die Errungenschaften der Künste auch für das alltägliche Leben fruchtbar gemacht werden könnten. 

Deutlicher noch als in seinem Folkwang-Museum kam dieser Anspruch in seiner zweiten Museumsgründung 1909, dem 'Deutschen Museum für Kunst in Handel und Gewerbe' zum Ausdruck. 

Dieses Museum zielte mit seinen Wanderausstellungen vorbildlichen Kunstgewerbes auf eine Umgestaltung des gesellschaftlichen Lebens durch die Kunst. Eine solche Reform schien dem Museumsgründer gerade in Hagen besonders dringend geboten zu sein. 

Nach dem Tod von Karl Ernst Osthaus 1921 wurde von seinen Erben die Sammlung und mit ihr der Name des Folkwang - Museums 1922 an den Folkwang - Museumsverein Essen und die Stadt Essen verkauft. 

Das Hagener Folkwang - Gebäude wurde zum Sitz des "Kommunalen Elektrizitätswerkes Mark". Christian und Helene Rohlfs, denen ein lebenslanges Wohnrecht im Folkwang zustand, konnten ihre Wohnung im Dachgeschoss behalten. 

Die Neugründung eines Kunstmuseums in Hagen wurde durch die Künstlervereinigung "Hagenring" und den "Karl Ernst Osthaus-Bund" initiiert. 


In der Villa Elbers an der Hochstrasse wurde Christian Rohlfs zum 80. Geburtstag im Dezember 1929 eine große Retrospektive eingerichtet. Zur Überraschung der Hagener Bevölkerung verkündete der Oberbürgermeister, die Stadt wolle ein größeres Konvolut von Rohlfs-Werken ankaufen, um auf dieser Basis ein "Christian-Rohlfs-Museum" zu gründen. 

Zum ersten Mal wurde einem lebenden Künstler der Moderne ein nach ihm benanntes Museum gewidmet. Das städtische Kunstmuseum in den Räumen des Karl Ernst Osthaus-
Bundes an der Hochstrasse eröffnete am Samstag, den 9. August 1930

Im November 1934 berief die Stadtverwaltung den regimekonformen Gerhard Brüns zum Leiter der Hagener Museen. 

Die Rohlfs-Sammlung war im Sommer 1932 in das am 7. August neu gegründete "Hagener Kunstmuseum" in der Villa Post an der Wehringhauser Straße 38 umgezogen. 

Das "Städtische Museum mit Christian Rohlfs-Museum" erhielt im Zuge der Gleichschaltung der Hagener Künstlerverbände seit 1933 und der Neustrukturierung der Museen durch den neuen Oberbürgermeister Vetter Ende 1934 den Zusatz "Städtisches Museum - Haus der Kunst"; der Verweis auf das Christian Rohlfs Museum musste entfallen. 

Die Kunstbestände des im Herbst 1945 neu eröffneten Karl Ernst Osthaus Museums waren dürftig. 

Herta Hesse - Frielinghaus, die das Museum dreißig Jahre leitete, baute eine neue Sammlung zur Kunst des 20. Jahrhunderts auf. Sie sah sich den Ideen von Osthaus verpflichtet und gestaltete ihre Sammlungspolitik im Hinblick auf das Konzept der Folkwang - Sammlung. 

Nach der Währungsreform 1948 kaufte die Direktorin vor allem hochkarätige Werke der deutschen Expressionisten sowie aktuelle Kunst. 1955 zog das Museum in den Folkwang - Bau an der Hochstraße, der 1972 erweitert wurde. 1991 wurde die historische Inneneinrichtung rekonstruiert, so dass heute wieder die organische Raumatmosphäre erlebt werden kann.

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