Sonntag, 17. Februar 2013

„Junge Frauen und Nazis“ - Veranstaltung deckte auf

Welche Rolle spielte Beate Zschäpe im Nationalsozialistischen Untergrund (NSU)? War sie Mitläuferin, ein Anhängsel im rechten Männerbund? Oder wäre ohne ihre Unterstützung die Mordserie nicht möglich gewesen? Die Enthüllungen zur NSU haben das Interesse an der Rolle von Frauen in der rechten Szene geweckt. DGB, VHS, Arbeit+Leben und der Verein „Frauen helfen Frauen“ wollten diesem Thema stärker auf den Grund gehen und hatten darum am 14. Februar zu einer Informationsveranstaltung ins Kulturzentrum Pelmke eingeladen.

Frauen unterscheiden sich bei der Zustimmung zu rechtsextremen Thesen wenig von Männern. Darauf wies die Referentin aus Hamm gleich zu Beginn ihrer Ausführungen hin. Einen Unterschied gibt es bei der Zustimmung zur Gewalt: neun Prozent der befragten Frauen würden zur Durchsetzung ihrer Ziele selbst Gewalt anwenden; immerhin 30 Prozent halten allerdings Gewalt für ein legitimes Mittel. Bei den Männern der rechten Szene ist die direkte Gewaltbereitschaft wesentlich höher.
Frauen spielen in neonazistischen Gruppierungen eine zunehmend wichtige Rolle, und es gibt inzwischen eine Vielzahl von eigenständigen Frauenzusammenschlüssen. Dabei könnte man annehmen, dass das Frauenbild der Neonazis nicht attraktiv ist. Aber auch hier gibt es ein breites Spektrum von traditionellen und modernen Ansprüchen der aktiven Frauen. Allerdings spielen Mutterschaft und Familie in der Programmatik und im Ideenfeld der extremen Rechten eine große Rolle, allein schon wegen der Bedeutung des „Erhalts der Rasse, des biologischen Erbes und des Deutschtums“. Aber die Frauen in dieser Szene wollen sich längst nicht mehr auf diese Rolle reduzieren lassen und fordern ihre aktive Teilhabe in der Bewegung ein.
Sie treten bei Aufmärschen auf, leisten Sanitätsdienst bei Demonstrationen, betreuen verhaftete Mitglieder. Frauen werden oft nicht als Neonazis wahrgenommen. Darum wird ihr Anteil an der rechten Szene unterschätzt.
Die rund 40 Anwesenden fanden die Ausführungen sehr interessant und planen eine Vertiefung der Erkenntnisse, zum Beispiel über die gezielte Mitarbeit von Frauen aus der extremen Rechten in Schulpflegschaften, Elternräten in Kindergärten und ähnlichen Institutionen.

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